Ein letzter Altstadt-Budenzauber
Den etwas anderen Weihnachtsmarkt wird es 2017 in der bekannten Form nicht mehr geben. Es mangelt an aktiven Ehrenamtler.
Neviges. 20 Jahre lang war der „etwas andere Weihnachtsmarkt“ in Neviges der nicht-kommerzielle Gegenpunkt zum bekannten Glühwein-Buden-Einheitsbrei. Auch in diesem Jahr öffnet die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Neviges wieder am Samstag, 10. Dezember, und Sonntag, 11. Dezember, die Buden auf dem Kirchplatz. Doch dann ist Schluss.
Gabriele Nettelbeck, seit Anfang an im Organisationsteam, verkündete auf Anfrage der WZ: „Es gibt nicht mehr ausreichend Ehrenamtler, während die Arbeit immer mehr geworden ist.“ Seit etwa zwei Jahren sei man in Überlegungen um die Zukunft. Jetzt hat die Gemeinde schließlich die Reißleine gezogen. „Wir sind alle traurig darüber, aber es geht einfach nicht mehr“, sagt Nettelbeck.
Mehr als 100 Leute sind ehrenamtlich in den „etwas anderen“ Markt involviert, der in spezieller Weise die Weihnachtsbotschaft transportieren soll. „Das Kernteam besteht aus fünf Leuten“, sagt Nettelbeck. Vom Aufbau bis zum Verkauf in den Buden verdient auf dem Kirchplatz keiner Geld. Der Erlös geht zu zwei Dritteln an die Rumänienhilfe und zu einem Drittel in die Sanierung der Stadtkirche. Die ist zwar abgeschlossen, aber: „Es fehlen noch 6000 bis 7000 Euro, die wir fest an Spenden eingeplant hatten“, sagt Nettelbeck.
Die Besucher dürfen sich wieder auf Bewährtes, wie den Cupcake-Stand, das Selbstgestrickte aus Alpaka-Wolle von
Monika Schlinghoff und die Cafeteria im Kirchplatz Nr. 5 freuen. Dort befindet sich auch eine Neuerung: das Näh-Atelier für Kinder. Dieses Jahr werden nur noch zwölf Häuschen rund um die Kirche stehen, nicht 14 wie im Vorjahr — auch ein Resultat der nachlassenden Mitmachbereitschaft.
Das Rote Kreuz etwa stellt in diesem Jahr nur noch ein Zelt zur Verfügung, hat aber kein Personal mehr für den Grünkohlverkauf. „Ich mache niemandem einen Vorwurf“, sagt Gabriele Nettelbeck, die auch für die Gemeinde mitteilen kann, dass es in Zeiten der kirchlichen Umstrukturierung weniger Ressourcen für den Markt gibt.
Doch „in irgendeiner Form“ soll der Weihnachtszauber dann doch weiterleben. „Vielleicht Indoor, dann fällt das Budenaufbauen weg“, sagt Nettelbeck. Noch stehe nichts fest. Eine Entscheidung soll im kommenden Frühjahr fallen. „Wir suchen offensiv nach alternativen Möglichkeiten.“