Stadt registriert mehr Müllsünder
Laut Abfallberaterin Ulrike Eberle haben die Verstöße im vergangenen halben Jahr zugenommen. Die Kosten dafür trägt die Allgemeinheit.
Wülfrath. Milchkartons, Plastikflaschen und Getränkepäckchen liegen auf der Halfmannstraße über den Bürgersteig verteilt. Eine Anwohnerin geht kopfschüttelnd an der wilden Mülldeponie vorbei: „Das ist eine Katastrophe hier.“ Die unschönen Szenen in diesem Wohngebiet sind kein Einzelfall. „Seit einem halben Jahr stellen wir fest, dass die unerlaubte Abfallentsorgung zugenommen hat“, sagt Abfallberaterin Ulrike Eberle. Im Schnitt gehen jede Woche zehn Beschwerden über wilde Mülldeponien bei Abfallberatung und Ordnungsamt ein. „Wir haben das Gefühl, dass die Leute immer verantwortungs- und respektloser werden“, sagt Eberle.
Besonders zugenommen haben drei Trends: Einerseits achten viele Bürger nicht mehr auf die Abfuhrtermine. „Da wird donnerstags abgeholt und freitags stellen die Leute ihren Müll raus“, ärgert sich die Verwaltungsfrau. Die Säcke bleiben tagelang liegen, werden von Mensch oder Tier aufgerissen und schon wehen die Chipstüten über die Straße.
Die zweite und dritte große Müllsünde: Immer mehr Wülfrather verpacken ihren Müll nicht in den offiziellen Müllsäcken der Stadt, für die Gebühren entrichtet wurden, oder befüllen Säcke falsch. So stopfen manche Essensreste in den gelben Sack oder Bauschutt in den Hausmüll. „Das nimmt Awista nicht mit“, sagt Eberle.
Auch wenn das häufig den Anwohnern stinkt, denn nicht selten bleiben solche Säcke tagelang auf dem Bürgersteig liegen. Eberle wirbt um Verständnis: „Die Leute sollen merken, dass sie etwas falsch gemacht haben. Wenn wir die Säcke anstandslos mitnehmen, reiben die sich doch die Hände und machen es wieder.“
Irgendwann schreitet dann aber der Bauhof ein. Besonders, wenn sich der Müll bereits seinen Weg aus dem Sack gebahnt hat. „Die Kosten dafür trägt leider die Allgemeinheit“, sagt die Abfallberaterin. Wenn ein Mitarbeiter mit Fahrzeug eine Stunde im Einsatz ist, koste das rund 100 Euro. Hinzu komme noch die Entsorgung. Jede Woche sammelt die Stadt 15 große Säcke (70 Liter) mit wildem Abfall ein. „Müll-Hotspots“ seien derzeit etwa der Heumarkt und Zur Loev.
Kann man die Müllsünder jemals ermitteln? „Ja, das können wir“, sagt Eberle. Immer wieder schaffe es die Stadt — auch durch Hinweise der Bevölkerung — Täter zu fassen. Dann drohen Bußgelder, die sich nach dem verursachten Aufwand für die Stadt richten. „Da kommen durchaus ein paar hundert Euro zusammen“, kalkuliert Eberle für das Hinterlassen einer wilden Müllkippe. Bei extremen Vergehen, etwa wenn Öl ins Grundwasser eingelassen wird, darf die Stadt Bußgelder von bis zu 50 000 Euro verhängen.
Der neue Trend der Achtlosigkeit beschäftigt Ulrike Eberle nachhaltig. Sie gibt zu Bedenken: „Wenn jeder nur vor seiner eigenen Tür kehren würde, könnten wir doch ein schönes Stadtbild haben.“