„Eine Segway-Polomannschaft für Wülfrath? Warum nicht!“

Wülfrath holte bei der EM im Segwaypolo den Vize-Titel. Lutz Reuen und Ralph Königs blicken aber bereits nach vorn.

Wülfrath. Über diese Sekunden kann sich Ralph Königs immer noch ärgern: „Der Schiedsrichter wirft den Ball ein. Ich presche den Ball nach vorne in die Hälfte des Gegners. Die bringen den zurück auf unsere Seite. Ein Spieler hält mit seinem Malle drauf. Und schon steht’s 1:0. Kaum zehn Sekunden gespielt“, sagt er und schüttelt den Kopf. Ein Tor, das das Endspiel um die Segwaypolo-Europameisterschaft schließlich entschied. Königs blieb — wie im Vorjahr — mit seinen Blade Pirates aus Solingen der Vize-Titel. Die Balver Mammuts siegen überraschend — Sauerland schlägt Bergisches Land! Neun Teams waren bei der EM in Berchtesgaden am Start. Auch der Titelverteidiger aus Österreich.

Der war in der Zwischenrunde ebenso chancenlos gegen die Blades, wie die anderen Gegner auch. „Wir haben im ganzen Turnier nur zwei Tore kassiert“, betont Königs. Im Finale war es das eine Tor zuviel. Als amtierender Weltmeister hatte sich die Mannschaft mit dem 44-jährigen Wülfrather mehr ausgerechnet. Doch der schaut schon nach vorne: „Dann eben im nächsten Jahr.“

Neben Ralph Königs sitzt während des WZ-Gesprächs Lutz Reuen. Den Wülfrather Elektromeister hatte Königs für den Sport infiziert. „Nur mit diesen Elektrorollern herumzurollen, nee. Das wäre zu wenig gewesen“, sagt Reuen. Der 49-Jährige ist auch für die Blades aktiv. Bei der EM hat er für das Team aus Hemer ausgeholfen, wurde in der Endabrechnung Achter. Doch das spielt für Reuen nur eine Nebenrolle. Es waren seine ersten Titelkämpfe und als solche „ein Riesenerlebnis“. Die Tage in Berchtesgaden seinen „einfach ein großer Spaß“ gewesen. Reuen: „Alle, die da mitmachen sind Positiv-Bekloppte.“ Königs nickt. „So isses.“

Die EM sei glänzend organisiert gewesen. „Da hat alles gepasst.“ Außerdem habe man an allen Tagen bestes Wetter gehabt. „Diese Kulisse ist einmalig“, schwärmt Königs. „Du treibst Sport mitten in den Alpen. Super“, fügt Reuen hinzu.

Bei all dem Spaß, unterstreichen beide, „sind alle auch ehrgeizig. Es ist nicht so, dass man da Party macht.“ Der Zusammenhalt unter den Mannschaften sei toll. „Wir machen viel zusammen. Da wurden auch Ausflüge organisiert.“ Das Interesse der Bevölkerung sei aber noch nicht so groß. „Schön war, dass da zwei Wülfrather Paare zum Gucken gekommen sind.“ Die waren in der Nähe im Urlaub und hatten zuvor in der Westdeutschen Zeitung über den Sport gelesen.

Reuen und Königs sind Überzeugungstäter. Sie brennen für Segwaypolo. „Das müsste man noch viel bekannter machen“, sagt Königs, der im Berufsleben Geschäftsführer von TracTechnik ist. In Wülfrath, sagt er, könnte der Sport bestens ausgeübt werden. Nicht nur die Plätze am Erbacher Berg „sind echt WM-tauglich“.

Auch das Reiterstadion an der Hotzepar könnte gut für den Sport auf zwei Rädern und dem Elektromobil genutzt werden. „Eine Segway-Polomannschaft in Wülfrath? Warum nicht!“ Königs wäre dabei mit Feuer und Flamme. Reuen gibt zu bedenken, dass „man dann aber auch jemanden braucht, der im Umfeld viel organisiert“. Als Unternehmer sei man dafür zu sehr eingspannt. „Aber mal gucken, was sich entwickelt.“

Wer Interesse an Segwaypolo hat, kann sich an die beide Wülfrather wenden. „Wir nehmen die dann mal mit zum Probetraining Dafür braucht man kein Segway. Das wird dann gestellt, sagt Königs. Und, wer weiß, vielleicht rollen Königs und Co. auch mal mit 20 Stundenkilometer über ein Wülfrather Polofeld und jagen den Schaumstoffball mit dem Mallet — so heißt der Schläger — ins Tor.