Neviges Zwischen Heu und Stroh wird das Wunder wahr

Von Ulrich Bangert · Evangelische Kirchengemeinde dreht die Weihnachtsgeschichte in einem Stall.

 Johanna spielt die Maria, Jonathan den Josef: Das Kind in der Krippe eines Nevigeser Stalls ist der Mittelpunkt des Weihnachtsmusicals „Das Wunder von Neviges.“

Johanna spielt die Maria, Jonathan den Josef: Das Kind in der Krippe eines Nevigeser Stalls ist der Mittelpunkt des Weihnachtsmusicals „Das Wunder von Neviges.“

Foto: Bangert/Ulrich Bangert

Es ist zugig im Stall, im Hintergrund macht sich ein Esel bemerkbar, ein paar Schafe hängen in ihrem Pferch ab. Zwischen Stroh und Heu steht eine Krippe, darin liegt eine Stoffpuppe. Johanna und Jonathan, beides Schüler der Evangelischen Grundschule Neviges, haben sich in Maria und Josef verwandelt und blicken auf das Jesukind. Die Evangelische Kirchengemeinde hat in diesem Jahr die Weihnachtsgeschichte stilecht in einen Stall am Donnenberg verlegt. Das geschah nicht ganz freiwillig, sondern ist der Coronapandemie und den damit verbundenen Einschränkungen  geschuldet.

„Am Heiligen Abend wird es keinen Präsenz-Familiengottesdienst geben, da mussten wir uns beim Krippenspiel etwas anderes einfallen lassen“, sagt Susanne Gruber, die zusammen mit Tobias Wegschaider das „Wunder von Neviges“ vorbereitet hat, eine Weihnachtsgeschichte mit Musik und einer Botschaft, die Heiligabend im Internet zu sehen sein wird. „Kinder sind bei der Oma, sie dürfen nicht mit dem Smartphone spielen, langweilen sich, gehen durchs Haus, finden eine Bibel und stoßen auf die Weihnachtsgeschichte“, schildert Susanne Gruber ganz knapp den Inhalt.

Sie ist froh, dass bereits alle Teilnehmer am 1. November zusammenkamen, um ihre Rollen abzusprechen. „Einen Tag später sind weitere Kontaktbestimmungen in Kraft getreten, danach wäre das nicht mehr so ohne Weiteres möglich gewesen. Üblicherweise beginnen die Vorbereitungen für das Krippenspiel Mitte November.“

Jetzt möchte das Vorbereitungsteam alles möglichst früh im Kasten haben. „Wer weiß, welche Kontaktbeschränkungen in den kommenden Tagen da noch auf uns zu kommen.“

Darum galt es dann auch, einen strikten Zeitplan einzuhalten. Die Helfer nahmen die kleinen Schauspieler am Bauernhof in Empfang. Die Waschküche wurde zur Garderobe umfunktioniert. Dort wurden Umhänge, Hüte, Kronen, oder Flügel ausgehändigt, um Maria und Josef, Hirten, Engel und die Heiligen Drei Könige auszustaffieren.

Derweil reichte Angelika Mendorf eine Vespertüte mit selbstgebackenen Plätzchen, Möhrensaft und ein bisschen Obst ins Auto. „Damit es den Eltern nicht zu langweilig wird.“ Tina Stratmann und Silke Angenendt kümmerten sich um die Bild- und Tonaufnahmen, Maria Sindt setzte mit einer starken Taschenlampe die passenden Lichtakzente. „Seltsamerweise  gelingen die Aufnahmen mit dem Smartphone besser als mit einer digitalen Spiegelreflexkamera“, staunte Tina Stratmann, die gleichzeitig als eine Art Regisseurin fungierte.

Nicht jede Szene sitzt gleich optimal: „Das machen wir nochmal“, entschied sie, denn sicher ist sicher. In den nächsten Wochen kommt noch einiges an Arbeit auf sie zu:  Die vielen einzelnen Szenen wollen zu einem großen Ganzen zusammenwachsen. Die meisten Kinder sind durch Aufrufe in den Schulen und Kindergärten auf das Krippenspiel aufmerksam geworden, so auch Clara. „Meine Tochter hat bereits im vergangenen Jahr mitgemacht, das hier ist doch eine sehr passende Location. Ich finde es schön, dass so etwas auf die Beine gestellt wurde“, lobte auch Uwe Zimmermann, während er im Auto wartete.

Bereits in der vergangenen Woche trat im Gemeindehaus der Chor für das Musical auf.  Selbstverständlich stand da kein ganzer Chor auf der Bühne, das ist in Corona-Zeiten nicht möglich. „Wir haben nacheinander zehn unterschiedliche Familien singen lassen, die werden zu einem großen Chor, wenn alles zusammengeschnitten ist“, beschreibt Tobias Wegschaider die musikalische Umrahmung. Und was singt der Chor? „Wir wollen das Wunder sehen....“