Flandersbacher ärgern sich über Raser
Der Bürgerverein organisiert gemeinsame Feste und „Dreck-weg“-Tage. Momentan beschäftigt ihn aber auch die gefährliche Verkehrssituation im Ortsteil.
Wülfrath. Als Vorsitzender des Bürgervereins Flandersbach hat Dirk Klüser eigentlich schon genug zu tun, doch seit gut eineinhalb Jahren ärgern er und weitere Anwohner sich nun schon über die zumeist jugendlichen Raser, die vor ihrer Haustür die Flandersbacher Straße als Rennstrecke nutzen. „Die Tuningszene trifft sich regelmäßig und heizt durch die Felder“, sagt der Vereinsvorsitzende. Dabei nehmen die Raser auch keine Rücksicht auf den Dorfplatz — oder wie Klüser es nennt: „die kleinste Fußgängerzone der Welt“: Mit „weit über 80 Stundenkilometern“ rasten sie über die Straße und steuerten auch über den Dorfplatz. Dass die entsprechenden Fahrmanöver — gelinge gesagt — halsbrecherisch sind, nehmen sie dabei offenbar als speziellen „Kick“ in Kauf.
Glücklicherweise sei noch niemand verletzt worden, berichtet Klüser. Einen schweren Unfall habe es allerdings schon gegeben: Bei einem Pkw-Crash wurde ein Mast der Telekom gefällt. Dabei gilt vor der Haustür von Klüser eigentlich „Tempo 30“. Nur leider hielten sich nur wenige Verkehrsteilnehmer daran, sagt er. Abends habe er schon mal „bis zu 20 Fahrzeuge in einer Stunde“ gezählt, die mit überhöhter Geschwindigkeit durch den Ortsteil gerast seien. Bislang habe die Wülfrather Stadtverwaltung leider nicht auf die Kritik der Anwohner reagiert und darauf verwiesen, dass die Strecke kein Unfallschwerpunkt sei. Eigentlich habe man „keinen schlechten Draht zur Stadtverwaltung“, sagt der Beisitzer des Vereins, Hans-Joachim Kuhle. Doch in dieser Frage stehen die Einschätzungen eben gegeneinander. „Wenn sich hier nichts tut, müssen wir wohl mal eine Demonstration organisieren“, sagt der Vereinsvorsitzende.
Dabei gehört die Organisation einer Demo sicherlich nicht zum Bewerbungsprofil eines Vorsitzenden eines Bürgervereins, aber Klüser und seine drei weitere Vorstandskollegen sind nun einmal Ansprechpartner bei allen Problemen und täglichen Herausforderungen, die das Leben in den ländlichen Randlagen einer Kleinstadt mit sich bringt. Rund 200 Mitglieder hat der Verein derzeit, der Altersdurchschnitt liegt bei 55 bis 60 Jahren.
Seit März 2013 ist der neue Vorstand unter Leitung von Dirk Klüser im Amt — davor hatte es eine kleine Krise gegeben, weil der ehemalige Vorstand sich komplett aus der Vereinsarbeit zurückgezogen hatte. Um den Zusammenhalt im Ortsteil weiter möglichst hochzuhalten und das Miteinander zu pflegen, fand sich ein neuer Vorstand zur Wahl. Neben Klüser sind das Kuhle als Beisitzer, Angela Paeth als Kassenwartin und Schriftführer Andreas Oos. Hinzu kommen zwei Personen im erweiterten Vorstand.
Monatlich trifft sich der Vorstand bei Klüser zu Hause zur Beratung und Planung. Bislang setzt der Bürgerverein auf etwa ein halbes Dutzend Veranstaltungen im Jahr. Die größte ist das Osterfeuer, das am Karsamstag auf dem kleinen Bolzplatz am Dorfplatz veranstaltet wird. Zwischen 150 und 300 Leute kommen da jedes Jahr zusammen. „Das zieht die Leute am meisten an“, sagt der Vereinsvorsitzende. Seit drei Jahren findet in dem früheren Restaurant „Il Cavallino“ zudem im Herbst ein Oktoberfest statt, bei dem die Einwohner in alpenländischen Trachten und bayerischem Outfit feiern. Etwa 150 Leute finden sich dabei ein. Zudem gibt es in der Vorweihnachtszeit jeweils am ersten Advent ein „Tannenbaumest“ auf dem Dorfplatz. Bei Glühwein, Waffeln und Würstchen können sich die Nachbarn dann auf die besinnliche Zeit einstimmen. Etwa 70 Leute kommen dazu in der Regel.
Überdies organisiert der Bürgerverein jeweils Mitte März einen „Dreck-weg“-Tag, bei dem die Gehwege saubergemacht und die Grünanlagen wieder auf Vordermann gebracht werden. „Die Stadt hat die Pflege der öffentlichen Anlagen leider heruntergefahren“, bedauert Klüser. Deshalb sei eben ehrenamtliches Engagement erforderlich. Ebenfalls im März lädt der Vorstand zudem zur Jahreshauptversammlung in die frühere Gaststätte, die — wie auch zu anderen Veranstaltungen — dann angemietet wird. Dass das Lokal seit Oktober vergangenen Jahres geschlossen ist und seitdem ein neuer Pächter gesucht wird, ist für den Bürgerverein Flandersbach „ein Riesenproblem“, weiß man doch nicht, was aus der Immobilie einmal wird. Und so ein Lokal ist eben auch immer ein wichtiger Treffpunkt für Nachbarn und Anwohner.