Fluchterfahrungen fließen in Bilder ein

Die Ausstellung „Auf dem Weg“ zeigt im Niederbergischen Museum Werke von vier Künstlern. Drei davon sind Flüchtlinge.

Foto: Janicki

Wülfrath. Kunst hat diese vier Menschen zusammengebracht: die Wülfratherin Elke Voß-Klingler, den Eritreer Yonas Mehari Temesgen und die beiden Somalier Jusuf Ali Ahmed und Abdulkadir Adan Omar. Im Atelier von Voß-Klingler und ihrem Mann Claus Klingler treffen sie sich regelmäßig, malen, tauschen sich aus. Daraus ist die Ausstellung „Auf dem Weg“ entstanden, die jetzt im Niederbergischen Museum zu sehen ist.

Foto: Bahrmann

Die drei jungen Ostafrikaner verarbeiten in ihren Werken eigene Fluchterfahrungen. Einen Perspektivwechsel vollzieht die Schau durch Voß-Klinglers Werke. Ihre Bilderreihe „Direktübertragung“ stellt die Sicht von außen dar — nicht ohne Grund sind die Acrylmalereien in tiefen Schaukästen ausgestellt, die an Fernseher erinnern. „Die Arbeit an den Bildern war wie an einem Tagebuch“, stellt die Künstlerin fest und ergänzt: „Sie zeigen unsere Erlebnisse und Gedanken und die künstlerische Entwicklung.“

Die vier Künstler kennen sich seit 2015. Da riefen die Klinglers erstmals ein Kunstprojekt für Geflüchtete ins Leben. Gemeinsam ließen sie Bilder sprechen, wo die Sprache (noch) nicht reichte. „Mit Farben erzählen“ hieß die Abschlussausstellung, die am Zeittunnel zu sehen war. Ahmed, Omar und Mehari arbeiten seitdem regelmäßig im Atelier an neuen Kunstwerken. „Wenn man Menschen integrieren möchte, muss man sie miteinbeziehen“, begründet Voß-Klingler die Entscheidung, ihr Atelier zu öffnen. „Malen ist eben das, was ich kann und mache. Das wollte ich teilen.“

Yonas Mehari Temesgen, Künstler aus Eritrea

So ist in den vergangenen beiden Jahren eine Vielzahl an Werken entstanden. Zur Vernissage standen die Künstler den vielen interessierten Gästen jetzt Rede und Antwort. Vor allem die Szenen, die das Alltagsleben in Ostafrika porträtieren, waren gefragt.

Ahmed erklärte den Besuchern zum Beispiel das in braunen Farben gezeichnete Bild von Ausrüstung, mit der sich Gepäck an einem Transportkamel befestigen lässt. Abdulkadir Omar hatte das Bild gemalt, konnte jedoch nicht selber zur Eröffnung kommen. Ahmed dagegen beschäftigt sich viel mit Bildhauerei. So hat er beispielsweise sein Haus in der Heimat in verfremdeter Weise dargestellt — eine Erinnerung, in Stein festgehalten.

Kritisch und direkt setzt sich dagegen Mehari mit seiner Flucht aus Eritrea auseinander. Das Bild „God bless…“ zeigt die Macht der Terroristen, die seine Heimat so fest im Griff haben. Eritrea gilt als völlig abgeschottet, seit fast 25 Jahren herrscht dort der Diktator Isayas Afewerki. Aber auch in den anderen Ländern, die er auf seiner Flucht durchquerte, hat Mehari Grausamkeit erlebt. „Wenn ich etwas sehe, etwas mitbekomme, behalte ich das fest im Gedächtnis“, erzählt er. „Kunst ist für mich der Weg geworden, mich auszudrücken.“

Auch die Literatur fand als Ausdrucksform Eingang in die Vernissage. Mohamed Amin Ghanizada aus Afghanistan trug altpersische Lyrik vor, der syrische Schriftsteller Aamer Mershed las Poesie in arabischer Sprache. Christel Gruner-Olesen lieferte dazu die Übersetzungen. Musikalisch begleitet wurden sie von Faysal Fatah aus Syrien. Zum Gesang spielte er die Oud, ein traditionelles arabisches Saiteninstrument.