Flüchtlinge: Sie wollen aus den Heimen raus

Patricia Karbe ist die neue Sprecherin der Inga-Gruppe. Mit der WZ sprach sie über die Situation der Flüchtlinge in Wülfrath und Probleme mit den Behörden.

Wülfrath. In den 80er Jahren wurde sie als "Initiative gegen Atomraketen" gegründet, heute ist die "Inga"-Gruppe Anlaufstelle für Flüchtlinge, die in Wülfrather Übergangsheimen leben. "Wir helfen bei der Integration", sagt Patricia Karbe, Sprecherin der "Inga". Zu Beginn des Jahres hat sie diesen Posten von Gertrud Mank übernommen. Die WZ sprach mit Patricia Karbe.

Frau Karbe, wie sind Sie darauf gekommen, sich bei der Flüchtlingsinitiative "Inga" zu engagieren?

Karbe: Als in den 90er Jahren Anschläge auf Asylbewerberheime verübt wurden, war ich entsetzt, dass so was passieren kann. Leute, die zuschauen, wenn die Häuser brennen - das kann nicht sein, das ist unmenschlich, hab’ ich gedacht. Ich hab dann bei der Stadt Wülfrath angerufen, was man hier für Asylbewerber tun könnte. Ralph Mielke, damals Chef vom Sozialamt, sagte, unsere Heime seien gut geschützt, aber es gebe eine Gruppe, die sich um die Belange der Flüchtlinge kümmert - "Inga".

Hat das auch mit Ihrer eigenen Geschichte zu tun? Weil Sie selbst aus einem anderen Land nach Deutschland gekommen sind?

Karbe: Höchstens insofern, dass man zumindest zu meiner Zeit in Amerika so erzogen wurde, dass man sich auch um die Menschen kümmert, denen es nicht so gut geht. Ansonsten war meine Situation ganz anders als die der Flüchtlinge: mit einem deutschen Mann, mit den Kindern in der Schule. Für mich war es leicht - ich bin wunderbar aufgenommen worden. Aber wenn man aus einer anderen Kultur kommt, eine andere Religion hat und nicht weiß, wie lang man hier bleiben kann, dann ist das ganz was anderes.

Als Sprecherin der "Inga": Wie würden Sie die Situation der Flüchtlinge in Wülfrath beschreiben?

Wie gut funktioniert dabei aus Ihrer Sicht die Zusammenarbeit mit den Behörden?

Karbe: Das Sozialamt ist sehr bemüht. Der Knackpunkt ist das Ausländeramt in Mettmann - das sieht alles sehr eng und ist meistens überhaupt nicht hilfreich. Da kann man wenig machen.

Wie sieht denn die praktische "Inga"-Arbeit vor Ort aus?

Karbe: Wir treffen uns regelmäßig einmal im Monat in den Heimen, sprechen miteinander und helfen den Menschen auch bei ihren Problemen mit Ämtern, Rechnungen und so weiter. Es ist ja ganz schwierig, wenn man die Sprache nicht beherrscht. Und wenn die Leute nicht vor den anderen über ihre Probleme sprechen wollen, dann machen wir einzelne Termine aus und besuchen sie.

Das Ziel ist die Integration?

Karbe: Genau, wünschenswert wäre zwar, dass sich die politische Lage entspannt und die Menschen in ihre Heimat zurückgehen könnten, aber das ist ja meist nicht möglich. Deshalb steht die Integration im Mittelpunkt. Meine Tochter Gudrun bietet im Flüchtlingsheim zum Beispiel ehrenamtlich Deutsch-Unterricht für Frauen an.

Sie sind Sprecherin der "Inga", Ihr Mann ist Vorsitzender des Wülfrather Togo-Vereins. Hat die Familie Karbe vielleicht ein "Helfer-Gen"?