Wülfrath: Bergische Diakonie - mit einem Zufluchtshaus fing alles an
Zum 125-jährigen Bestehen der Bergischen Diakonie Aprath blickt die WZ auf die Anfänge der Einrichtung zurück.
Wülfrath. Die Frühindustrialisierung in Wuppertal - Fluch oder Segen? Für viele junge Frauen war die Arbeit in der Wupperstadt der Anfang vom Ende. Die Stadt platzte aus allen Nähten, denn die Menschen zog es in die Zentren, um dort zu arbeiten. Viele fanden keine Arbeit, rutschten ins soziale Elend ab. Arbeitslos, obdachlos, am Ende blieben oft nur Kleinkriminalität und Prostitution.
Der Gefängnispfarrer Karl Heinersdorff - die jungen Frauen landeten oft hinter Gittern - half. 1882 gründete er mit einem kleinen Kreis aus guten Elberfelder Familien ein Zufluchtshaus für hilfsbedürftige alleinstehende Frauen und Mädchen in der Straßburger Straße 39, die Keimzelle der Bergischen Diakonie. Ohne die Hilfe des Seidenfabrikantenehepaars Heinrich und Maria Schniewind sowie der Lehrerin Amalie Göschen wäre das Haus nicht denkbar gewesen.
1910 kam mit Haus Eben-Ezer, was man mit "Angekommen" übersetzen kann, das erste Erziehungsheim dazu. Die Mädchen gingen landwirtschaftlichen Arbeiten nach. Erst haben die Kaiserswerther Diakonissen dort gearbeitet. 1917 wurde die Bergische Diakonissenschaft gegründet. Noch heute arbeiten die Schwestern in den Häusern.
Bis heute ist die Bergische Diakonie in Aprath ein Dorf für sich geblieben, mit eigener Kirche, Schule, Bäckerei, den vielen Häusern wie "Fichte" oder "Eben-Ezer". Wo früher der Schweinestall stand, ist heute das Cafe Drahtesel. Der Name Bergische Diakonie Aprath hat sich gehalten, obwohl das "Dorf" in Oberdüssel liegt - vor den Toren Wuppertals, dem Ursprung der Diakonie.