Homberg: Parteien machen Druck
CDU, FDP und SPD treiben die Stadtspitze zum Kauf des evangelischen Gemeindezentrums in Homberg-Süd. Birkenkamp mahnt Geduld an.
Homberg. Das evangelische Gemeindezentrum in Homberg schafft derzeit seltene Koalitionen im Rathaus. CDU, FDP und SPD haben sich mit einem offenen Brief an Bürgermeister Harald Birkenkamp von der Bürger Union gewandt. Den Fraktionen dauert es nun schon zu lange mit der Antwort auf die Frage, was nach der Schließung des evangelischen Gemeindezentrums kommt.
"Wie Ihnen schon seit geraumer Zeit durch verschiedene Anträge in den Gremien, zahlreiche Leserbriefe sowie Schreiben von Homberger Bürgern an Sie persönlich bekannt ist, ist der Erhalt der Gemeindezentren in Homberg-Süd eine dringende Notwendigkeit", heißt es in dem Schreiben. Es trägt die Unterschriften von Claudia Luderich und Arthur Lenhardt (beide CDU) sowie Hannelore Hanning (FDP) und der stellvertretenden Bürgermeisterin Anne Korzonnek (SPD). Sie werfen Birkenkamp vor, das Thema zu verschleppen, mit dem sich Ratingen nun schon seit fast einem Dreiviertel Jahr beschäftigt.
Hintergrund ist, dass die evangelische Gemeinde in Homberg ihr Gemeindehaus aus Kostengründen aufgeben will. Diesen Schritt hat die katholische Gemeinde bereits vor vier Jahren vollzogen. Nun fürchten einige Homberger für den Fall, dass sich auch die Protestanten zurückziehen, um einen Treffpunkt. Sie kämpfen um ein Bürgerhaus als Begegnungsstätte. Die evangelische Kirche will der Stadt das Grundstück nebst Gebäude liebend gern verkaufen. Einen anderen Kaufinteressenten dürfte sie auch kaum finden. Die Nutzung der Fläche ist auf auf Einrichtungen zum Wohle des Gemeinwesens festgeschrieben. Für solche Immobilien interessieren sich private Investoren in der Regel nicht.
Die Verhandlungen zwischen Kirchengemeinde und Stadt haben bereits begonnen. Das bestätigte Pfarrer Michael Füsgen der WZ am Donnerstag auf Anfrage. Von Ergebnissen sind beide Parteien demnach aber noch ein gutes Stück entfernt. Während der Pfarrer auf Beratungsbedarf verweist, wabern durch die Ratinger Gerüchteküche Informationen, nach denen die Kirche einen Mondpreis zu erzielen versucht. "Zu Zahlen sage ich lieber nichts", sagt Pfarrer Füsgen.
Dem schließt Birkenkamp sich an. Er verstehe die ganze Aufregung nicht. "Solche Verhandlungen müssen behutsam und gewissenhaft geführt werden", sagt der Bürgermeister. Konkrete Zahlen gebe es bisher nicht. Die Immobilie müsse von beiden Seiten noch bewertet werden. Es gebe in Homberg im übrigen auch Leute, die sagten, dass der Stadtteil auch ohne das evangelische Gemeindezentrum genügend Treffpunkte habe. Diese Meinung mache er sich freilich aber nicht zu eigen. "Oberstes Ziel muss es zunächst sein, dass die Übermittag-Betreuung der Grundschule gewährleistet wird", sagte Birkenkamp. Dafür mietet die Stadt derzeit Räume im Gemeindezentrum.
Aus diesem Grund schwant Claudia Luderich Böses. Die Ratsfrau der CDU fürchtet, dass Birkenkamp mit einer Verlängerung dieses Mietvertrages eine mögliche Kaufentscheidung auf St. Nimmerlein verschieben will. "Da machen wir aber nicht mit", sagt die Hombergerin. Sie vermutet eine Retourkutsche des Bürgermeisters dafür, dass die Politik Birkenkamp vor anderthalb Jahren daran gehindert habe, die Fläche, auf dem das Gemeindezentrum steht, vom Gebot der Gemeinnützigkeit zu befreien, um sie dann vermarkten zu können. "Das Geld sollten Kirche und Stadt sich teilen", sagt Luderich.
Die Bürgerinitiative zur Erhaltung der Gemeindezentren in Homberg-Süd lädt für Donnerstag, 26. März, ab 19.30 Uhr zur Versammlung in die Gaststätte Samothraki an der Steinhauser Straße ein.