„Ich kann den Ärger verstehen“

Jörg Hohlweger, Vorstand der Bergischen Diakonie Aprath, über seine Arbeit und die Geschichte mit der Forensik.

Foto: D. Janicki

Herr Hohlweger, sie sind seit vier Jahren hier in Aprath. Mehr Positives oder eher Negatives erlebt?

Hohlweger: Ich habe hier sehr viel Positives erlebt und erfahren.

Was ist das Besondere an der BDA Aprath?

Hohlweger: Ich war über Jahre Gemeindepfarrer in Düsseldorf und Leverkusen. Da war ich ganz nah an der Kirche, der Gemeinde und den Menschen. Das war sehr erfüllend. Ich habe es hier allerdings auch schätzen gelernt, dass die Diakonie als freier Träger nicht so nahe an den kirchlichen Strukturen ist.

Was heißt das für Sie und die BDA‘?

Hohlweger Wir sind natürlich wirtschaftlichen Rahmenbedingungen unterworfen, doch es geht hier auch immer um Werte, denen sich die Bergische Diakonie verpflichtet sieht. Außerdem können wir als freier Träger oft schneller reagieren als andere und unsere Entscheidungswege sind unmittelbarer. Die unternehmerische Handlungsfreiheit ist größer. Man kann natürlich auch schneller Fehler machen.

Kurze Entscheidungswege und schnelles Reagieren vermisste man in den vergangenen Monaten aber bei den Problemen in den beiden Heimen und bei der Forensik-Entscheidung.

Hohlweger: Das ist richtig. Da ist einiges nicht gut gelaufen und wir bedauern das sehr. Es sollte so weit nicht kommen. Da stehen wir in der Verantwortung.

Warum gibt es da so viele Probleme an mehreren Ecken?

Hohlweger: Im Haus Luise-von-der-Heyden gab es sicherlich einen schwerfälligen Entscheidungs- und Kommunikationsprozess. Die Schwierigkeiten an der Basis ließen sich nicht so schnell und direkt lösen. Das ist in großen Unternehmen leider so. Das funktioniert in kleineren Einheiten natürlich leichter. Aber es stimmt: Wir müssen nach außen und nach innen klarer kommunizieren.

Im NRW-Gesundheitsministerium war man sehr erbost über die BDA-Entscheidung. Über die Tatsache an sich, aber vor allem darüber, dies nach zweieinhalb Jahren Verhandlungen plötzlich auf den Tisch zu legen.

Hohlweger: Ja, das kann ich verstehen. Aber wir haben in der Zeit mit den Partnern verhandelt. Da ging es natürlich um wirtschaftliche und politische Interessen. Das hat viel Zeit gekostet.

Das wirft man ihnen vor allem vor.

Hohlweger: Wir müssen zugeben: Wir konnten die Risiken des Grundstücksverkaufs ans Ministerium mit dem Umzug der Kinder- und Jugendpsychologischen Einrichtungen erst sehr spät realistisch einschätzen. Anfang des Jahres war nach Überprüfung aller Fakten klar, dass es zu teuer und nicht wirtschaftlich zu machen ist.

Dafür brauchten Sie zweieinhalb Jahre?

Hohlweger: Ja, leider, denn wir wussten ja erst seit einem Jahr, an welchen Standort es gehen soll. Und vor allem wollten wir ja selber ein Ergebnis, das eine win-win-win-Situation gewesen wäre. Das Ministerium hätte bauen können, die Stadt hätte unsere Einrichtungen gehalten und unsere Belange wären ebenfalls berücksichtigt worden.

Haben sie vielleicht nicht genug gepokert?

Hohlweger: Die Verhandlungsbasis für das BDA-Grundstück stand von Anfang an fest. Es waren faire Verhandlungen. Wir haben nicht gepokert. Und auch hier sage ich: Wir tragen die Verantwortung für die sicherlich nicht populäre Entscheidung.

Ist die Forensikentscheidung endgültig oder gibt es noch Gesprächsmöglichkeiten mit dem Ministerium?

Hohlweger: Nein, dieses Thema ist für uns eindeutig endgültig beendet.

Wie wollen sie den Standort Wülfrath stärken?

Hohlweger: Wir sehen hier noch Entwicklungsmöglichkeiten. In Zukunft wollen wir neue Projekte und Angebote machen.