Im Jugendhaus wird offen geredet

Im Kinder- und Jugendhaus an der Schulstraße stehen sie im ständigen Kontakt mit jungen Leuten.

Foto: Ulrich Bangert

Wülfrath. Ein Satz fällt unter Jugendlichen immer wieder: „In Wülfrath ist nix los.“ Die einen wünschen sich ein Fitness-Studio, die anderen würden sehr gerne ein Modegeschäft wie H&M oder P&C in der Stadt sehen. Angela Sprink (45), Leiterin der Abteilung Kinder- und Jugendförderung, und Meggie Hahn (34) wissen, was bei Jugendlichen Stadtgespräch ist. Im Kinder- und Jugendhaus an der Schulstraße stehen sie im ständigen Kontakt mit jungen Leuten, darunter rund 150 Stammbesuchern.

Spring und Hahn gehören zu den wenigen Wülfrather Erwachsenen, die sich im engen Kreis der Jugendlichen bewegen und doch zur Spezies der Erwachsenen gehören. Das macht sie zu guten Ansprechpartnern. „Auch wenn es manche überrascht: Jugendliche machen sich durchaus Gedanken über ihre Außenwirkung Erwachsenen gegenüber“, sagt Leiterin Sprink. Die jungen Leute beschäftige zum Beispiel die Frage, wo sie sich in der Stadt aufhalten dürfen, ohne angepöbelt zu werden.

Ein weiteres großes Thema: das Kiffen. Im Jugendhaus wagt man den offenen Dialog. „Hier wissen die Jugendlichen, dass sie nicht direkt in Grund und Boden gerammt werden, weil sie ihre Meinung vertreten“, erklärt Sprink. Das Prinzip heißt: nicht abwerten, aber zum Nachdenken anregen.

Trotzdem gelte immer: „Wir sind keine Kumpel.“ So gibt es im Dialog Spielregeln, die am Kickertisch unter Gleichaltrigen nicht unbedingt gelten — etwa die Tendenz zu ganzen Sätzen. „Lass Aldi“ tut den Mitarbeitern in den Ohren weh und auf die Aufforderung „Kickerball!“ reagieren sie nicht.

Um den Kosmos der Jugendlichen zu verstehen, bedarf es einiges an eigener Neugier, weiß Meggie Hahn. Allein die Jugendsprache ist für Außenstehende oft schwer zu entschlüsseln. „Ich habe letztens erst gelernt, was ,Yolo’ heißt“, sagt sie und schiebt die Erklärung nach: „You only live once!“

Das Blättern in Jugendzeitschriften hilft, um auf dem neusten Stand in Sachen Popkultur zu bleiben. „Justin Bieber ist gar nicht mehr angesagt, aber Miley Cirus hat den Imagewechsel ganz gut hinbekommen“, berichtet die 34-Jährige.

Der richtige Klatsch und Tratsch der Jugendlichen hat wenig mit Wülfrath zu tun und spielt sich nicht selten im Facebook-Kosmos ab. „Es interessiert mehr, wer zu welcher Clique gehört“, weiß Hahn. Vor etwa fünf Jahren gab es noch die Differenzierung nach Skatern und BMX-Fahrern, heute grenze man sich eher durch die Schule ab. Eine Ausnahme gibt es, aber, weiß Hahn: „Beziehungen funktionieren immer auch sehr gut schulübergreifend.“