K.ECK: Die Kreativschmiede in der alten Fabrik

An der Mittelstraße hat die Ateliergemeinschaft K.ECK viel Platz für ihre künstlerischen Projekte.

Velbert. Ganz unscheinbar ruht das dunkelrote Backsteingebäude an der Straßenecke. Nur eine Hecke und ein paar wilde Grashalme deuten in diesem stillen Winkel Leben an. Auch wenn über dem Eingang in großen Lettern „Wilhelm Schorn Schlossfabrik“ steht — Metall gepresst wird hier schon seit vier Jahren nicht mehr.

Über ein graues Treppenhaus geht es mehrere Etagen hinauf bis vor eine Stahltür. Dann wird es dunkel. Fast fühlt man sich auf einem geheimnisvollen Speicher angekommen, da öffnet sich in der Wand eine schmale Holzpforte. Sie gibt den Blick frei auf die Ateliers der Künstlergemeinschaft K.ECK an der Mittelstraße.

Die fahle Atmosphäre weicht einem bunten, entspannt wirkenden Durcheinander. Licht und Stimmen beseelen den fünf Meter hohen Raum mit den fast wandhohen Fenstern. Armin Turk, der 40 Jahre lang Kunstlehrer am Geschwister-Scholl-Gymnasium war, mietete 1981 eine Etage, während unter ihm noch die Werkspressen liefen, und gründete 2009 den Atelierverbund, den er mit vier Künstlerkollegen hinter der St.-Marien-Kirche betreibt. Wo früher Öle, Lacke und Kohle zur Herstellung von Möbelschlössern benötigt wurden, kommen sie heute auf Leinwänden zum Einsatz, seien es die kräftigen Unterwasserszenerien von Birgit Bleckmann oder Armin Turks nebelverhangene Farbfelder, die mal einen dicht bewachsenen Waldrand, mal eisblaue Kälte mit dem roten Streulicht der Sonne zu vermischen scheinen.

Der 69-Jährige weiß um den Purismus des Gebäudes als Inspirationsquelle, aber auch um dessen Nachteil: Im Winter ist es kalt. „Die Strickjacken haben wir gerade erst weggeräumt“, sagt Fotokünstler Siegfried „SG“ Koezle und schmunzelt. Auch bei voller Heizleistung seien 17 Grad das Maximum. „Im Sommer malen wir dafür im Bikini“, ergänzt Birgit Bleckmann. Zumindest die Damen.

Mindestens zwei Dutzend Pinsel und fast so viele Teevariationen umrahmen die wuchtige Arbeitsfläche von Anja Dreier-Brückner. Hier entstehen Bücher und Spiele für Kinder, unter anderem mit der bekannten Tier-Clique „Die lieben Sieben“ und Lektüre, mit denen Kinder Buchstaben, Farben und Formen lernen können. Auch auf den Schreibtischen von Birgit Bleckmann herrscht kreatives Chaos: In den Regalen und unter den Tischen stapeln sich Bildbände über Fahrzeuge, Fantasy oder das Weltall, die den jungen Teilnehmern ihrer Malschule als Inspiration dienen. „Hier ist jeden Nachmittag Trubel“, verrät die 51-Jährige. Die mit bunten Flecken übersäten Kittel am Kleiderständer sprechen eine klare Sprache, die auch Koezle in seinem Studio eine Etage tiefer mitbekommt: „Die Holzbohlen sind dünn.“

Aber auch ein Labyrinth wie dieses braucht einen Mittelpunkt. Zentrum des Atelierverbunds bildet ein Tisch mit individuell bemalten Holzstühlen. Ein Ort, an dem sich die Künstler zur Kaffeepause treffen oder um gemeinsame Vorhaben zu besprechen — wie das Projekt „100 Köpfe — 100 Jahre“, für das sie Velberter Bürger ablichten wollen.