Kindertagesbetreuung: Kein Platz für jedes Kind?

Die Stadt kann noch nicht sagen, ob sie den Bedarf decken kann. Die Quotenvorgabe vom Land erreicht Wülfrath nicht. Bei den Tagesmüttern ist die Stadt sogar Schlusslicht.

Wülfrath. Die Bedarfsplanung für die Kindertagesbetreuung bleibt in diesem Jahr eine Rechnung mit vielen Unbekannten. Aktuell läuft das Aufnahmeverfahren in den Kindertagesstätten. Ob zum neuen Kindergartenjahr alle Kinder, für die Plätze in den zehn Einrichtungen beantragt wurden, tatsächlich auch bedient werden, kann die Stadt immer noch nicht sagen. Und ob sich bis zum 1. August die Situation noch einmal verändert — „wir wissen es nicht, können es nicht einschätzen“, gab Jugendhilfeplaner Udo Neumann im Jugendhilfeausschuss zu Protokoll.

586 Plätze gibt es in den Kindertagesstätten. Dass zum 1. August ein Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz auch für Unterdreijährige gilt und die Stadt nicht kalkulieren kann, wie dieses tatsächlich in Anspruch genommen wird, erschwert die verlässliche Planung ebenso wie die Einführung des Betreuungsgeldes zum gleichen Stichtag. Neumann: „Wir wissen nicht, wie sich das auswirkt.“

Nun kommt der erweiterte Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz nicht überraschend und schon gar nicht von heute auf morgen. Seit Jahren arbeitet Wülfrath darauf hin, die vom Land kalkulierte U3-Betreuungsquote von 32 Prozent zu erzielen. Seit FReitag steht fest: Wülfrath wird das Ziel nicht erreichen. Liegt sie für das laufende Jahr bei 20,3 Prozent, wird sie — je nach Rechenmodell — zwischen rund 25 und 28 Prozent liegen. Wie der tatsächliche Bedarf ist? Die Planer wissen’s nicht.

Dabei kann der Stadt erst einmal kein großer Vorwurf gemacht werden. Sie hat im Bestand umgebaut, was umzubauen war. In neuen Einrichtungen wurden U3-Gruppen geschaffen. „Mehr geht nicht mehr“, stellt Neumann fest. Dass in den vergangenen Jahren Einrichtungen geschlossen wurden (zuletzt in Düssel) wertet die Stadt im Ausschuss als „schmerzhafte Entscheidungen“. Fehlen die Plätze nun ab Sommer?

Und noch ein Bereich, der zum Decken der Bedarfsquote andernorts mehr beiträgt als in Wülfrath: die Betreuung durch Tagesmütter. Acht Tagesmütter gibt es, die 23 Plätze vorhalten, was einer Quote von 5,1 Prozent entspricht. „Damit sind wir am Ende der Skala in NRW“, sagte Neumann. Die Bemühungen, neue Tageseltern zu gewinnen, sollen verstärkt werden. Eine Stelle dazu soll im Rathaus zumindest teilweise wieder besetzt werden. „Wir müssen da offensiver vorgehen“, weiß Fachbereichsleiter Hans-Werner van Hueth.

Trotz der unklaren Lage sind van Hueth und Neumann zuversichtlich, „dass wir uns dem realen Bedarf annähern“. So hoffen die Verantwortlichen, „dass es am Ende reicht. Versprechen können wir es nicht“, so Neumann, der nicht mit einer Klagewelle rechnet.

Klaus Faulhaber-Birghan vom Kreis-Caritasverband sieht das ganz anders: „Ich bin da in Sorge. In den anderen Städten sind die Quoten deutlich besser. Und da werden neue Kindergartengruppen errichtet. Setzen Sie in Wülfrath nicht zu sehr auf das Modell Überbelegungen“, warnt er. Wenn es nötig werde, „handeln wir kurzfristig“, so van Hueth. Wülfrath habe den Schneid, „schnell etwas hinzubekommen“.