Konnichiwa, Neviges!
Vor 25 Jahren startete ein aufregender Brief aus Japan eine Pfadfinderfreundschaft, die bis heute Bestand hat.
Japan und Neviges — wie passt das zusammen? Seit 25 Jahren offenbar bestens. Der Nevigeser Pfadfinderstamm pflegt seit 1989 einen regen Austausch mit den St. Mary-Scouts aus Musashino, einem Vorort von Tokio. In einer Woche besuchen wieder 17 japanische Pfadfinder Neviges. Susanne Kammel, eine der vier Nevigeser Stammesvorsitzenden, berichtet stolz: „In der ganzen Erzdiözese Köln gibt es keine Partnerschaft, mit ähnlich weit entfernt lebenden Partnern.“
Alles begann 1989 mit einem Brief aus Japan, mit dem in Velbert niemand so recht etwas anfangen konnte, denn er war an den Pfadfinderstamm Velbert adressiert. Da es einen solchen seinerzeit nicht gab, ging das Schriftstück an die Nevigeser, die sich bereits 1976 zu einem Stamm formiert hatten.
Der Inhalt war für die jungen Leute spannend. Die St. Mary-Scouts aus Japan luden die Unbekannten in der Ferne anlässlich ihres 40-jährigen Bestehens nach Musashino ein. „Das war für uns hoch aufregend. Man bedenke, das war in einer Zeit war, wo es noch keine E-Mails gab“, erinnert sich die heute 38-jährige Kammel.
Doch warum Velbert? Der Grund dafür liegt bei dem 1901 geborenen Pfarrer Karl Reitz. Der Velberter wanderte 1930 nach Japan aus und gründete in Musashino eine katholische Gemeinde, der wiederrum die dortigen Pfadfinder angehören.
Fünf Mal kamen die Japaner bislang schon bei Gastfamilien vor Ort unter und fünf Mal waren Nevigeser in Japan und zelteten am Fuße des Fujiyama. Das erste Mal 1989. „Davon wird noch heute erzählt, wie wahnsinnig die Eindrücke damals waren, von dieser Welt, in die man eintauchte“, berichtet Kammel, die es selbst noch nie zu den Partnern geschafft hat.
Doch auch Neviges und die Region hinterlassen bei den Japanern regelmäßig tiefe Eindrücke. Zu den wichtigsten Programmpunkten zählen auch Abstecher nach Köln und Düsseldorf sowie der Besuch von Schloss Burg. „Fachwerkhäuser kennen die Japaner ja gar nicht“, sagt Kammel.
Was bei den Gästen außerdem anders ist: „Die Pfadfinder sind dort etwas militärischer angehaucht“, sagt die Stammesvorsitzende. So gebe es härtere Hierarchien und einen Morgenappell. Außerdem sind Jungen und Mädchen bei den Scouts in Japan strikt getrennt. Doch bei solch einer Reise kommen sich am Ende alle näher. Kammel berichtet: „Und zum Abschied gibt’s immer Tränen.“