Konzern Bilfinger will sich von Mauell trennen

300 Menschen stehen bei der Firma am Rosenhügel in Lohn und Brot.

Foto: Mauell

Nach außen wirken die meisten Beschäftigten gelassen, könnte man in sie hinein blicken, wäre die Unsicherheit wohl sehr gut erkennbar. Kurz vor dem Wochenende wurde den Angestellten der Nevigeser Traditionsfirma Mauell erklärt, dass ihr Unternehmen — in Neviges arbeiten rund 300 Menschen — verkauft werden soll. Das bestätigte auf Nachfrage der Westdeutschen Zeitung ein Unternehmenssprecher des Mutterkonzerns Bilfinger.

Mauell, 1957 gegründet, ist einer der größten Arbeitgeber in Neviges. Er beschäftigt sich mit der Herstellung von Systemen und Komponenten in der Kraftwerkstechnik. Wasseraufbereitung, Müllverbrennung oder Rauchgasentschwefelung, nur um einige Bereiche zu nennen, werden mit Technik bestückt, die am Rosenhügel entworfen, geplant und gefertigt wird.

Als Firmenchef Helmut Mauell sich vor knapp drei Jahren zurückzog, wähnte er seine Firma in sicheren Gefilden, als er sie an den Mischkonzern Bilfinger verkaufte. Der wiederum fällte am Donnerstag die Entscheidung, sich von der Kraftwerks-Sparte zu trennen.

„Welche Auswirkungen das hat, ob Standorte gefährdet sind oder wer der künftige Käufer sein könnte — für diese Fragen ist es jetzt definitiv noch zu früh“, so der Unternehmenssprecher. Ebenso die Frage, ob Arbeitsplätze wegfallen. Allerdings bestätigt er, dass es bereits Kaufinteressenten gibt. Innerhalb eines Jahres soll der Verkauf abgeschlossen sein.

Ein prominentes Objekt, an dem die Nevigeser Firma beteiligt war, war zuletzt das Steinkohlekraftwerk in Hamburg-Moorburg. Hier konnte mit Hilfe der Technik aus dem Bergischen das Kraftwerk weiter automatisiert werden. Zu Beginn des Jahres hatte Mauell die Netzleittechnik für die Notstromversorgung im Universitätsspital Zürich modernisiert.

Das Kerngeschäft ist das eine, auf der anderen Seite engagiert sich die Belegschaft immer wieder bei sozialen Projekten wie der Förderung von Kindern mit Down-Syndrom oder dem Kampf gegen Leukämie.

Überrascht von dem Schritt wurde die Gewerkschaft. Eine Stellungnahme der IG Metall war gestern nicht zu bekommen. Die zuständige Frau sei erst am Dienstag wieder da hieß es. Zum Wochenende hatte sich der erste Bevollmächtigte geäußert und angekündigt, sich mit den Betriebsräten zusammenzusetzen.

Bilfinger, vor 125 Jahren als Baugesellschaft gegründet, hat sich in den vergangenen zehn Jahren stark gewandelt. Heute beschäftigt sich der Konzern mit der Wartung und Instandhaltung von Industrieanlagen, Immobilien und Kraftwerken. Just die letzte Sparte soll abgestoßen werden. Betroffen sind davon 11 000 Mitarbeiter, rund zwei Drittel im Ausland.