Kritik an Reinigung der Notunterkunft
Freiwillige wurden zum Putzen eingesetzt. Doch eigentlich sei dies Sache des Landes, finden sie.
Wülfrath. Die Situation der Flüchtlinge in der Notunterkunft war jetzt wieder Thema im Sozialausschuss. Die Politiker sprachen sich einstimmig mit den neuen Leitlinien für Unterbringung und Betreuung für verbesserte Standards aus. Sozialamtsleiter Mike Flohr goss aber sofort Wasser in den Wein: „Ich sehe nicht, dass wir diese Standards kurzfristig umsetzen können.“
In der Sporthalle des Gymnasiums laufe der Betrieb mit dem DRK „eigentlich ganz gut“, sagte Flohr. Es gebe immer wieder mal kleine Probleme, „aber insgesamt läuft’s reibungslos“. Kritik übte allerdings Stefan Merrath. Der sachkundige Bürger der FDP im Ausschuss engagiert sich auch als Helfer in der Notunterkunft. „Wir Ehrenamtlichen wurden auch zum Reinigen und Desinfizieren eingesetzt. Das ist für mich Aufgabe des Landes und sollte von einer Profifirma erledigt werden“, sagte Merrath. Auch bei der Besetzung der sechsstündigen Schichten laufe ohne die Freiwilligen nichts.
Sieben Wochen lang war die Sporthalle mit knapp 150 Flüchtlingen erstbelegt. 51 Asylsuchende der Zweitbelegung verließen die Unterkunft nach nur einer Übernachtung mit den Zielen Schweden, Dänemark und Belgien. Das Land schreibt nun vor, dass es alle zehn bis 14 Tage den großen Wechsel geben soll. Vielleicht auch deshalb hat die Bezirksregierung nun eine Mitarbeiterin, allerdings aus der Finanzverwaltung, an die Kastanienallee geschickt. Sie soll aber auch die tägliche Kommunikation mit der Behörde verbessern. Bei jedem Wechsel muss die Halle geputzt und desinfiziert werden. Das übernahmen beim ersten Auszug Freiwillige und DRK-Mitarbeiter. Mike Flohr hält diese Aufgabe bei den kurzen Vorlaufzeiten noch für zumutbar. Schließlich erhalte das DRK für den Betrieb Geld, das es auch an Ehrenamtliche weitergebe.
Ilona Küchler, Die Linke
Aber ein Teil der Stadtpolitiker pflichtete Merrath bei. Das Land müsse die Reinigung sicherstellen und bezahlen. „Man darf die Ehrenamtler nicht verschleißen“, so Ilona Küchler (Linke). Auf Vorschlag des Ausschussvorsitzenden Andreas Seidler (CDU) sicherte Flohr zu, über die Arbeitsbelastung der Helfer noch in dieser Woche das Gespräch mit dem DRK zu suchen.
„Die Notunterkunft bekommt jetzt mit Christopher Tackenberg einen hauptamtlichen Leiter“, benannte DRK-Vorsitzender Wolfgang Peetz gestern gegenüber der WZ den neuen Ansprechpartner. Rund 1000 Euro hat Peetz aus Mitteln der Initiative „Wülfrather Kinder in Not“ abgezweigt, um unter anderem Spielteppiche, Maltafeln und Kickerbälle für die Flüchtlinge zu kaufen. „Bis jetzt glich die Unterkunft einem großen Ferienlager. Viele vergnügten sich im Freien. Aber jetzt kommt der Winter“, erklärte Peetz.