Fußball braucht keine Sprache
17 Flüchtlinge unterschiedlichster Nationalitäten kickten auf Einladung des TSV Einheit Dornap am Erbacher Berg.
Wülfrath. „Das Runde muss ins Eckige, das gilt in Aleppo wie in Wülfrath“, beschrieb Karl-Heinz Schultz in der Kabine eine weltweit geltende Regel. Und international war die außergewöhnliche Trainingseinheit gestern Nachmittag. 17 junge Männer, Flüchtlinge unterschiedlichster Nationalitäten, waren auf dem Platz, um zu trainieren und ein paar neue Tricks zu lernen. Eingeladen hatte dazu der TSV Einheit Dornap, dessen Vorsitzender Schultz ist, auf den Kunstrasenplatz auf dem Gelände am Erbacher Berg.
„Ich habe mit acht Jahren angefangen, zu kicken“, sagte Teilnehmer Sinan (30). Seit knapp drei Monaten ist er in Wülfrath, über Jürgen Luckhardt von der Flüchtlingsinitiative INGA hatte er von dem Sportangebot gehört. In seiner Heimat studierte er Ingenieurwissenschaften, hier fängt er ganz von vorne an. „Vormittags habe ich Schule, nachmittags versuche ich, noch mehr Deutsch zu lernen.“ Das Fußballtraining empfindet er als schöne Art, die Zeit zu verbringen, wie er auf Englisch erzählt. „Das macht Spaß“, selbst wenn es wie zum Auftakt gestern Nachmittag wie aus Eimern schüttete.
Weil auch die 16 anderen Mitspieler aus Afghanistan, Eritrea oder dem Irak stammen, also durchaus verschiedene Sprachen sprechen, hatte Karl-Heinz Schultz gleich noch ein paar Dolmetscher mit an den Start gebracht. So wie Gamal Abukhater, als akribischer Platzwart und glühender Fußballfan bekannt. „Wenn meine Hilfe gebraucht wird, bin ich zur Stelle.“ Allerdings schränkte er gleich ein, für Fußball braucht es keine einheitliche Sprache. „Sondern bloß Spaß am Sport und Lust am Spiel. „Wir machen mal heute ein lockeres Stündchen“, skizzierte Marc Bläsing das Ziel der ersten Übungseinheit.
Sonst ist der Mann Torwarttrainer und für den DFB als Talentscout unterwegs. „Naja, Syrien und Afghanistan sind bislang nicht als Fußballriesen bekannt“, lachte er und stellte zusammen mit seinem Assistenten Nils Römer Lübecker Hütchen auf dem pitschnassen Platz auf, die seine Schüler umdribbeln sollten. „So ein Slalomlauf zeigt uns dann, wie sicher die Spieler am Ball sind.“ Vor allem aber sollte es in der Kennenlernrunde und zum Auftakt darum gehen, „locker zu werden“. Um in Schwung zu kommen, trabten die 17 Hobbykicker, in ausrangierte Trikots und kunterbunte Freizeitbekleidung gehüllt, dann gemütlich los. Nach der Aufwärmphase wurden ein paar Spielsituationen angedeutet, dann ging es ins Match. „Wenn es nach uns geht, wird das jetzt ein regelmäßiger Termin für die Flüchtlinge“, sagte Schultz.
Das Stadtsportamt habe keine Einwände. Den Sport sieht Schultz als Chance zur Integration: „Wenn ein paar von ihnen zum Beispiel beim nächsten Heimspiel stehen, wäre das doch eine gute Sache.“