Laternenzauber lockt zur Vorburg
Am Wochenende nutzten zahlreiche Besucher die Chance, erste Geschenke einzukaufen.
Neviges. „Kalt, trocken und ein bisschen Sonne, das ist ein tolles Wetter, um gebrannte Mandeln zu essen“, findet Pascal Raviol. Gut gelaunt rührt er Zimt in den Kessel, damit der verführerische Duft der klebrigen Köstlichkeit verstärkt über den Laternenzauber zieht. Der Kölner kommt gerne zu den Märkten am Hardenberger Schloss: „Das Publikum ist immer nett.“ Daneben ist ihm aufgefallen, dass viele samstags zum Gucken kommen und am Sonntag kaufen. Und zu kaufen gab es jede Menge, vor allem Ausgefallenes und Ungewöhnliches, das man nicht überall findet. Das Angebot war stark durch die in zwei Wochen beginnende Advents- und Weihnachtszeit geprägt.
Der Krippenbauer Heinrich Wolff liebt es, die biblische Geburtsszene mit viel Liebe zum Detail auszuschmücken. Dabei greift er ausschließlich auf Naturmaterialien zurück: „Wenn ich im Wald spazieren gehe, habe ich immer einen Beutel dabei, da finde ich immer was, das sich gut verwenden lässt.“ Joachim Wolf zieht es dagegen an das Rheinufer zwischen Kaiserswerth und Duisburg, wo er an bestimmten Stellen Treibholz aufsammelt. „Die Funde werden ein bisschen gereinigt, dabei überlege ich mir, wie ich daraus eine Lampe machen kann.“ So werden aus den bizarren Formen, die durch die Fluten vom Rhein und seinen Nebenflüssen entstanden sind, individuelle Boden- oder Tischlampen.
Am Stand nebenan leuchtet es grellbunt. Reinhard Messow bietet Blumen, Tiere und andere Formen aus farbigem Acrylglas an, das vor allem stark an den Kanten leuchtet. „Das ist eine Erfindung von Bayer Leverkusen aus den 60er Jahren. Das Material sammelt UV-Licht und gibt es im Dunkeln wieder ab.“ Der Händler legt großen Wert darauf, dass kein schädlicher Phosphor verwendet wird.
Einen Einblick in seine Arbeit gibt der Stiftemacher Thomas Dieker. An der Drehbank drechselt der Dülmener Hölzer von Ahorn bis Zebrano. „Wichtig ist, dass auf kleinem Raum eine markante Maserung vorhanden ist.“ Ob Kugelschreiber, Füllfederhalter, Tintenroller oder Druckbleistift, so entstehen handgefertigte Unikate. „Trotz E-Mail und SMS, es gibt immer noch eine große Klientel, die mit der Hand schreibt“, freut sich der Kunsthandwerker.
Belo Patrocino stammt aus Philippinen, ist studierter Ökonom, hat sich aber der Kunst verschrieben. Der Autodidakt begeisterte das Publikum nicht nur durch seine netten, kleinen Aquarelle, sondern durch „interaktive“ Grußkarten. Wenn man sie schräg hält, wuselt ein Schweinchen mit seinen kurzen Beinchen oder ein Engel schwebt mit seinen Flügeln. „Die können sie als Weihnachtskarte oder auch als Geburtskarte verwenden.“
Vor wenigen Jahrzehnten galt das Ruhrgebiet als unattraktiv und hässlich. Das hat sich inzwischen gründlich geändert, der „Ruhrpott“ ist Kult. Selbst im Bergischen sind die Souvenirs aus dem Revier gefragt. „Grubentücher kommen hier gut an“, stellte Elisabeth Hämel fest, außerdem ist „Gebräu und Gesöff“ gefragt — Bier aus Gelsenkirchen. Wegen des Laternenzaubers hat das Heiligenhauser Ehepaar Christa und Rudolf Beyer seinen Wochenendspaziergang wegen des Laternenzaubers nach Neviges verlegt. „Wir kommen gerne, alleine schon wegen des Flammkuchens, der ist immer so lecker.“