Bürgermeister ruft dazu auf, bei Konflikten nicht wegzuschauen

Dirk Lukrafka sprach gestern bei der zentralen Feierstunde der Stadt Velbert am Gedenkstein neben dem Hardenberger Schloss.

Foto: Simone Bahrmann

Neviges. Als die Chorgemeinschaft Plan B „Bleib bei mir, Herr“ anstimmte, kämpfte sich die Sonne durch das Novembergewölk und ließ die letzten bunten Blätter an den Bäumen am Schlossteich leuchten. Am Gedenkstein neben dem Hardenberger Schloss fand die zentrale Feierstunde der Stadt Velbert zum Volkstrauertag statt. Bürgermeister Dirk Lukrafka begrüßte die vielen Menschen, die zusammenkamen, um die Opfer von Krieg, Holocaust, Gewaltherrschaft und Flucht und vor dem Vergessen zu bewahren.

„Wenn niemand mehr an sie denkt, dann sind sie endgültig tot, kann ihr Schicksal keinem etwas sagen. Der Volkstrauertag setzt hier ein Zeichen, fragt danach welche Schlüsse sich aus der Vergangenheit ziehen lassen und fragt, wo wir heute stehen und welche Werte uns wichtig sind. Zwar tragen sich die meisten Konflikte und Gewaltausbrüche unserer Zeit in weit entfernten Länder zu. Gehen sie uns deshalb nichts an?“, fragte der Bürgermeister und kam zu der Erkenntnis, dass es ein Gebot der Menschlichkeit ist, nicht wegzuschauen. Ein weiteres Gebot sei es, Krisen einzudämmen, weil Konflikte oft und manchmal sehr schnell über ihren Ursprungsort hinausgreifen. Längst sei Deutschland in einigen fernen Konflikten involviert, seit 20 Jahren sind Bundeswehrsoldaten daran beteiligt. Lukrafka betonte, dass die längste Friedensepoche in Europa auf die Politiker zurückgeht, die nach Ende der Nazidiktatur auf Annäherung und Aussöhnung gesetzt haben.

„Heute erleben wir, wie sich in unseren Städten Neid und Missgunst wegen teilweise nichtiger Anlässe herausbilden. Das sollte uns aufmerksam machen und wir sollten uns gegen solch Entwicklungen stellen. Die Versöhnung über den Gräbern, die 1945 fast utopisch wirkte, hat wirklich stattgefunden, sie gilt es zu schützen.“ Franziskaner-Pater Frank Krampf erinnerte daran, dass in der katholischen Kirche das Jahr der Barmherzigkeit zu Ende geht und bei den Protestanten das Jahr der Reformation beginnt. „Das passt sehr gut zusammen: Die Barmherzigkeit lehrt uns, den Blick zu weiten und nicht nur auf sich selber zu schauen, die Reformation wollte, dass die Christen nach den Lehren der Bibel handeln. Eine Botschaft ist, andere wie sich selbst zu lieben.“

Als der Musikzug mit den Nationalhymne die Feierstunde beendete hatte, verschwanden etliche Taschentücher, mit denen Tränen der Rührung weggewischt wurden.