Leiter der Abtsküche schätzt Vielseitigkeit
Reinhard Schneider hütet seit 35 Jahren die Heimatkundliche Sammlung des Museums.
Heiligenhaus/Velbert. Alles fing mit einer harmlosen Bitte an: „Ich sollte einen Nagel in die Wand schlagen, danach wurde ich gebeten, einmal im Monat auszuhelfen, und dann habe ich die Betreuung der Sammlung irgendwann übernommen.“ Wenn Reinhard Schneider sich an seine Anfänge in der Heimatkundlichen Sammlung in der Abtsküche erinnert, dann betont er, dass er da dazu gekommen sei, „wie die Jungfrau zum Kinde“, vor allem wird es aber zur Zeitreise, denn „ich bin jetzt 35 Jahre dabei“.
Eine Zeit, in der das Heimatmuseum ein festes und über die Stadtgrenzen bekanntes Pfund geworden ist. Mehr als 100 kleinere und größere Sonderausstellungen hat er bereits zusammengetragen, obwohl diese Art von Kultur damals noch nicht zu seinen Hobbys gehörte. Die erste Ausstellung drehte sich übrigens um Handarbeiten.
Zum Museum gibt es inzwischen eine Art offizielle Geschichtsschreibung: „Bei der Entstehung des Museums im Jahr 1980 war der Bereich der bäuerlichen Lebens- und Arbeitswelt Schwerpunkt der Sammlung“, erinnern sich Mitglieder des Geschichtsvereins. „Heute ist die Ausstellung auf 330 Quadtatmetern wesentlich vielseitiger.“ „Die Ideen dafür kommen gerne mal angeflogen, manchmal klaue ich aber auch einfach“, gibt Schneider zu. Die Wiener Museumslandschaft habe ihn dabei schon öfter inspiriert, zuletzt für die Poesiealben-Ausstellung. Besonders beliebt war in letzter Zeit vor allem die Puppenstuben-Ausstellung. „Da haben uns die Leute die Bude eingerannt.“
Ihm selbst ist besonders die Ausstellung über die verbrannten Bücher in Erinnerung geblieben. „Da habe ich unendlich viel gelernt.“ Immer wieder sind auch Schulklassen zu Gast, „sogar aus Leichlingen waren schon Schüler da.“ Für Schneider, der mindestens einmal am Tag vor Ort ist, gibt es immer was zu tun. „Es macht viel Spaß, auch wenn man manchmal natürlich kleine Downs hat. Aber ich habe Spaß an der Vielseitigkeit hier.“
Um die werde er von manchen Kollegen aus monothematischen Bereichen auch mal beneidet. Schon die Ankunft wird zur Überraschung, wenn etwa der überdachte Eingang des Anbaus zur „Babyklappe“ wird, wie Schneider es nennt. „Hin und wieder legen Menschen dort Dinge ab, wie jetzt gerade ein Fuchsfell, Fotos und Handarbeitsstücke.“
Ziemlich unbeleckt ging der damalige Sozialamtsmitarbeiter, der später das Kulturbüro leitete, in den 80ern an das Hobby, das erst noch zur Leidenschaft werden sollte, auch bei den Recherchen zu seinen Exponaten und seinen Sonderausstellungen — darin ist er zu einem echten Profi geworden. „Heute machen mir Laptop und Internet die Aufgabe leichter, damals war ich Stammgast in der Bücherei und habe oft die Fernleihe genutzt.“
Meisterhaft ist er dafür im Zusammentragen von Exponaten geworden. Aktuell plant er drei Ausstellungen, eine über französische Bistros, um „Küche und Keller“ dreht sich alles im Winter, und eine Schau soll sich um das Thema „Büro“, vor allem den Bleistift kümmern. Hilfe gibt’s übrigens vom Geschichtsverein, dessen Mitglieder nicht nur selbst Hand anlegen, sondern auch eine Putzkraft finanzieren. „Sie hilft drei Stunden in der Woche, und so gründlich sie auch sein mag, die Zeit reicht nicht“, sagt Schneider. Das heißt für ihn auch mal selbst ran, Vitrinen putzen oder die Toiletten.
Im nächsten Jahr wird Schneider 70. Dann will er Zeit nehmen und darüber nachdenken, welche Rolle das Museum in seinem Leben spielen soll. Einen Nachfolger hat er nicht.