Lindenschule: Besuch von Autor Guido Kasmann
In der Lindenschule war am Montag Autor Guido Kasmann zu Besuch. Aktionen wie diese sind wichtiger Bestandteil der Leseförderung.
Wülfrath. Es muss um seinen 50. Geburtstag herum gewesen sein, als Guido Kasmann sich dazu entschlossen hat, noch einmal sein Leben umzukrempeln. Damals gab der 54-Jährige seinen sicheren Job als Grundschullehrer auf, um als Autor seinen Lebensunterhalt zu verdienen. „Weil ich bekloppt bin“, sagt er lachend. „Ich war immer gerne Lehrer, aber nie so ein Sicherheitsmensch.“
Aber noch immer geht es in Kasmanns Arbeit vorrangig um Kinder. Nur dass er ihnen nicht mehr das kleine Einmaleins beibringt, sondern sie auf anderen Weise das Fürchten lehrt. In seiner Reihe „Zauberwelten“ erzählt er die Geschichte des kleinen Jan, der sich im Matheunterricht in die Welt der Baumgeister, Wichte und Moornymphen träumt. Damit ist der Kölner Autor am Montag zu Gast in der Lindenschule.
Gebannt verfolgen die Kinder der 2b und 3a die abenteuerlichen Episoden. Unter anderem, wie Jan den grantigen Kobold Kuno kennenlernt, indem er ihn mit einer Melodie aus den Fängen einer fleischfressenden Pflanzen befreit.
Das liest Kasmann nicht einfach vor, sondern erzählt gestenreich und die Stimme verstellend. Dazwischen greift er zu Flöte und Gitarre, um kurze Lieder anzustimmen. „Das ist viel direkter als einfach nur zu lesen, so zieht man die Kinder in den Bann“, sagt er.
„Ich wollte eigentlich eine Zugabe“, sagt die neunjährige Yasmin nach der einstündigen Lesung. Und auch Marie (9) ist ganz begeistert von der Fähigkeit Kasmanns, seine Stimme zu verstellen.
Und noch etwas offenbart sich nach der literarischen Unterrichtseinheit: Wülfraths Kinder sind nicht leicht zu erschrecken. Verschrobene Fabelwesen sind nach ihrem Geschmack. Talia (9) etwa winkt ab: „Zu gruselig? Nein, gar nicht.“
Was auf den ersten Blick vielleicht wie eine leichte Abwechslung zum Schulalltag wirkt, ist wichtiger Bestandteil der Leseförderung in der Grundschule. „Wenn ein Autor in die Schule kommt, haben die Kinder gleich einen ganz anderen Zugang zu Büchern. Auf diese Weise schafft man eine echte Lesemotivation, die auch nachhaltig ist“, sagt Schulleiterin Marlies Leuth.
Grundschüler lesen noch viel — zumindest in der Schule selbst, beobachtet Kasmann. Zu Hause ziehen Bücher dagegen oft den Kürzeren, wenn sie mit Internet und Fernsehen konkurrieren.
Bezahlt werden Lesungen wie diese zum Teil aus dem Schuletat. Doch der ist nicht gerade üppig. „Der Förderverein der Schule finanziert zum Glück viele Angebote, die wir uns sonst nicht mehr leisten könnten“, sagt die Schulleiterin.