Wülfrath Lockerungen wirken trügerisch

Wülfrath · . Seit 8. Juni dürfen in Kindertageseinrichtungen wieder alle Kinder betreut werden. Die spürbare Lockerung hat dort jedoch für einigen Wirbel gesorgt: Konzepte mussten umgeschrieben und Hygieneansätze neu überdacht werden.

Luisa dell’Ernia, stellvertretende Einrichtungsleiterin der DRK Kita, hat gemeinsam mit Kollegen das Außengelände mit Flatterband geteilt

Foto: Tanja Bamme

In der DRK-Kita wird beispielsweise der Außenbereich viergeteilt. „Wir haben vier Gruppen, die jeweils nur einen Bereich auf dem Außengelände für sich haben“, erklärt Luisa dell’Ernia. Die stellvertretende Einrichtungsleiterin hat noch nicht all ihre Schützlinge wieder in Empfang nehmen können, denn nicht alle Eltern machen von dem Betreuungsangebot Gebrauch. „Wir haben in den vergangenen Tagen 56 von insgesamt 85 Kindern wieder begrüßen können, die übrigen Eltern verzichten noch auf die Betreuung. Manche sehen darin auch keinen Sinn, die Kinder noch vor den Ferien zu bringen“, weiß die Pädagogin aus Gesprächen mit den Eltern.

Erzieherin hat hohes Maß an Vernunft bei Kindern beobachtet

So getrennt, wie die Kinder im Außengelände spielen müssen, ist auch der Alltag innerhalb der Einrichtung. Klare Gruppenteilungen sind an der Tagesordnung. Für die Kinder ist das nicht immer leicht zu verstehen. „Immerhin haben die Kinder sich seit Wochen nicht gesehen, und es gibt auch gruppenübergreifende Freundschaften“, erklärt Luisa dell’Ernia, die trotzdem ein hohes Maß an Vernunft bei ihren Kleinsten beobachtet. „Die Kinder wissen um die Gefahr einer Ansteckung. Mehrmals am Tag waschen wir gemeinsam die Hände. Da sind die Kinder von zuhause sehr gut vorbereitet worden.“

Den Kontakt mit den Familien haben die Erzieher auch in der Schließungszeit nicht ganz verloren. Gleich drei Mal durften sich die Kinder über Kita-Post freuen, der letzte Brief war sogar mit einer Kita-Rallye um das Außengelände verbunden. „So haben wir schon die ersten persönlichen Kontakte knüpfen können“, erinnert sich die stellvertretende Einrichtungsleiterin, die seit der Öffnung wieder in strahlende Kindergesichter blickt. „Wir haben zuerst gedacht, wir müssten bei manchen Kindern wieder mit einer neuen Eingewöhnung beginnen, das war aber nicht der Fall.“

Im evangelischen Kindergarten und Familienzentrum Düsseler Tor konnte Ulrike Holst schon wieder den Großteil ihrer Schützlinge begrüßen. „Fast alle Kinder sind wieder da“, freut sich die Einrichtungsleiterin, die teilweise in überforderte Kindergesichter blickte. „Für viele Kinder war es schwer, sich wieder in den strukturierten Alltag einzufügen. Zudem passt die aktuelle Situation überhaupt nicht zu unserem offenen Konzept. Eigentlich sollen sich die Kinder frei im Haus bewegen können“, erklärt Ulrike Holst.

Außenbereich der Kita wird derzeit umfangreich saniert

So richtig ist die „Normalität“ also noch nicht wieder eingekehrt. Die vier Gruppen müssen ebenfalls getrennt voneinander spielen. Nicht einmal der Außenbereich steht derzeit zur Verfügung. Dieser wird umfangreich saniert. Ob der Wiedereinstieg in die vollständige Betreuung für Ulrike Holst sinnvoll war, kann sie nicht bestätigen. „Da bin ich geteilter Meinung. Natürlich freue ich mich, dass die Kinder wieder da sind, aber von den Kollegen weiß ich, dass sich einige als Versuchskaninchen der Gesellschaft fühlen. Man blickt auf uns, um zu gucken, wie der Wiedereinstieg funktioniert.“ Die Lockerungen liefern für die Einrichtungsleiterin sogar ein trügerisches Signal, suggerieren für viele Eltern die Rückkehr zum Alltag. „Vom Alltag sind wir aber noch weit entfernt“, ist sie sich sicher.