Logistikzentrale für die Tafel

Lebensmittel können jetzt in einem großen Lagerraum in der Stadtmitte aufbewahrt und von dort verteilt werden.

Velbert. Gemütlich ist anders: kahle, weiß getünchte Wände, Neonröhren an der Decke, offen liegende Stahlträger, Zugluft und Kälte. Und dennoch strahlen Renate Zanjani und Peter Böhme übers ganze Gesicht, als sie den Blick durch die Räumlichkeit schweifen lassen. Was sich nach Lagerhalle anhört, ist auch eine. Und die macht die Organisatoren und Mitarbeiter der Velberter Tafel für Niederberg glücklich.

Denn die 160 Quadratmeter große Halle im Gewerbegebiet an der Heidestraße ermöglicht der Tafel eine wesentlich einfachere und übersichtlichere Lagerung. Auch die Logistik beim Beliefern der sechs Tafelstandorte wird mit der Halle deutlich verbessert. Bis dahin mussten die Lebensmittel in einer 20 Quadratmeter großen Garage gelagert und umgeschlagen werden.

„Wir haben eineinhalb Jahre lang gesucht und überall angefragt“, erinnert sich Peter Böhme, Leiter der Wülfrather Tafel. Im Mai sei man dann fündig geworden. Nachdem eine Schleiferei ihren Betrieb aufgegeben hatte, bot Eigentümer Egon Roß die kleine Halle der Tafel an. Vor der Nutzung war aber erst einmal Großreinemachen angesagt: Überall lag zentimeterdick schwarzer Metallstaub — „eine Riesensauerei“, sagt Böhme. Mit freiwilligen Helfern, gespendeter Farbe, tatkräftiger Unterstützung durch Elektriker und Installateure wurde die Halle gesäubert und hergerichtet.

Firmen spendeten Regale und einen Hubwagen für Paletten. Und auch die Hallenmiete (jährlich rund 4700 Euro) ist für ein Jahr im Voraus gesponsert worden. „In der Garage hatten wir kaum Lagerkapazität“, sagte Renate Zanjani, die bei der Diakonie für die Tafel verantwortlich ist. „Oft genug mussten wir sogar Lebensmittelspenden ablehnen, weil wir nicht wussten, wie wir sie unterbringen sollten. Das war den Spendern schwer vermittelbar. Jetzt können wir alles annehmen.“

Die Waren bekommt die Velberter Tafel aus der ganzen Region. „Einmal haben wir morgens 800 Tiefkühlpizzen in Erkrath angeboten bekommen. Die mussten mittags verteilt werden, weil wir keine Kühlmöglichkeiten hatten“, erinnert sich Zanjani. In der neuen Lagerhalle stehen etliche Kühlschränke, weitere sind noch auf Lager. Vielleicht erklären sich ja die Stadtwerke Velbert bereit, die Stromkosten dafür zu spendieren, hoffen die Tafel-Verantwortlichen. „Langfristig“ sei auch ein Kühlhaus geplant, verriet Zanjani. Aber zunächst steht erst ein wichtigerer Punkt auf der Agenda: Der alte Transporter hält nicht mehr lange durch und muss ersetzt werden.

Dass das Engagement der rund 120 ehrenamtlichen Mitarbeiter nach wie vor unersetzlich ist, zeigt die gestiegene Nachfrage: Rund 700 Personen sind Woche für Woche an den sechs Standorten Kunden der Tafel. Zanjani: „Zuletzt gab es ein Plus von acht Prozent.“ In der Kurzarbeitsphase im vergangenen Jahr seien es noch mehr gewesen. „Aber es gibt auch die Fälle, dass Leute ihre Tafelkarte zurückgeben, weil sie sie nicht mehr brauchen. Das ist dann auch schön.“