„Man darf sich auch mal selbst auf die Schulter klopfen“
Bereits seit 1969 engagiert sich Rosemarie Osenberg mit „Pro Mobil“ für die Integration behinderter Menschen.
Velbert. „Schulterklopfer“ hat Rosemarie Osenberg in ihrem Leben sicher schon so manchen bekommen. Seit mehr als 40 Jahren engagiert sich die heute 89-Jährige ebenso tatkräftig wie erfolgreich für behinderte Menschen.
1969 rief die promovierte Juristin mit Mitbegründern den „Verein zur Förderung behinderter Kinder, Jugendlicher und Erwachsener für den Kreis Mettmann, der heute den Namen „Pro Mobil“ trägt und 180 Mitarbeiter hat, ins Leben.
Bis 1995 war sie Vorsitzende, darüberhinaus Vorstandsmitglied im „Bundesverband für Körper- und Mehrfachbehinderte“ und im „Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband“ aktiv. Ehrungen wie das Verdienstkreuz am Bande, die Goldene Ehrennadel des Landesverbands des „Paritätischen“ und das ihr erst im vergangenen November verliehene Verdienstkreuz 1. Klasse für ihr Lebenswerk stehen in ihrer reich bestückten Bücherwand.
Rosemarie Osenberg über die Selbstverständlichkeit, mit der oft Hilfe angenommen wird
Und doch sagt Rosemarie Osenberg: „Man darf sich auch mal selbst auf die Schulter klopfen!“ Das galt für sie zum Beispiel in solchen Momenten, in denen der Verein sich wieder einmal für ein behindertes Kind eingesetzt hatte — und sie dachte: „Die Eltern könnten auch mal Danke sagen . . .“
Nein, aus purer Selbstlosigkeit und für die Ehre allein könne kein Mensch handeln. Daher stellt Rosemarie Osenberg auch klar: „Es war nicht so, dass ich unbedingt jemandem helfen wollte.“ Vielmehr sei sie, nachdem ihre beiden — übrigens nicht behinderten — Kinder etwas größer waren, von einem ehemaligen Arbeitskollegen, Herbert Groß, angesprochen worden, ob sie sich engagieren wolle. Groß war damals Vorsitzender des Bundesverbands der Spastiker.
Für Rosemarie Osenberg war es ein günstiger Zeitpunkt. Nachdem sie, wie in dieser Zeit üblich, ihrer Kinder wegen ihre Berufstätigkeit aufgegeben hatte, machte sie nun „Schluss mit dem Familienegoismus“ und tat, was sie am besten kann: organisieren.
Und so hat sie denn auch beinahe alles, was sie erreichen wollte, geschafft. Nicht ohne Stolz erzählt sie, wie sie ab 1972 konsequent das Ziel verfolgt hat, einen integrativen Kindergarten, in dem behinderte und nicht behinderte Kinder gemeinsam unter einem Dach spielen und lernen, zu gründen. „Zehn Jahre hat es gedauert, bis dann 1982 in Velbert das Föderzentrum Steegerstraße eröffnet wurde.“
Auch im Privatbereich hat Rosemarie Osenberg immer zugepackt. „Fliesen legen, tapezieren — habe ich alles selbst gemacht. Mein Mann hat mir sogar einmal eine Bohrmaschine geschenkt“, verrät die muntere Seniorin. Ihr Faible für Technik hat sie sich bis heute bewahrt. Seit 2003 hat sie einen Computer und ist regelmäßig „online“ — anfangs, um mit ihrer in Spanien als Au-Pair-Mädchen arbeitenden Enkelin per Mail in Verbindung bleiben zu können, danach immer öfter zu Recherchezwecken und zum Büchereinkauf.
Auch, wenn sie in den vergangenen Jahren vielleicht einen Gang zurückgeschaltet hat: Rosemarie Osenberg steht voll im Leben, sie will dran bleiben, liest und hält sich mit Bridge geistig fit. Außerdem engagiert sie sich weiterhin für behinderte Menschen, wenn auch nicht mehr in erster Reihe.