Wülfrath Hoffmann: Seit 25 Jahren SPD-Fraktionschef

Wülfrath · Der 70-Jährige kann auf ein bewegtes politisches Leben zurückblicken. Höhen und Tiefen gaben sich mehrfach die Hand.

Manfred Hoffmann ist seit 1994 Fraktionsvorsitzender der SPD. Er kann auf eine bewegte Zeit zurückblicken.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Kurz vor der Amtszeit von Manfred Hoffmann als SPD-Fraktionsvorsitzender hatte eine Katastrophe die Wülfrather Sozialdemokraten bis ins Mark erschüttert. Siegfried Bangert, starker Mann und langjähriger Fraktionsvorsitzender der SPD, war im März 1994 völlig überraschend verstorben. Trotz Trauer und Bestürzung galt es, einen geeigneten Nachfolger zu finden, um die Parteiarbeit fortzuführen. Die Wahl fiel schließlich auf Manfred Hoffmann, der in große Fußstapfen treten musste. „Ich war noch ein bisschen grün hinter den Ohren“, beschreibt Manfred Hoffmann seinen damaligen Stand als Lokalpolitiker. In diesen Tagen blickt er auf ein Vierteljahrhundert als SPD-Fraktionsvorsitzender zurück. Im Gespräch mit der WZ berichtet er von Ereignissen und Entscheidungen, die bis heute Spuren hinterlassen haben.

Erster hauptamtlicher Bürgermeister gesucht

Ausgerechnet in diese Zeit fiel eine wichtige Kommunalwahl. „Ab 1999 musste ein hauptamtlicher Bürgermeister gewählt werden, 1994 konnte der Stadtrat dies bereits vorziehen“, erinnert sich Manfred Hoffmann. Seine erste politische Entscheidung bestand darin, umgehend einen Kandidaten für dieses Amt zu finden. Das Problem: „Wir hatten drei oder vier streng geheime Gespräche mit möglichen SPD-Kandidaten, allesamt ortsfremd.“ Auch die anderen Parteien gingen auf Kandidatensuche – sie konnten keinen Wülfrather mit Siegchancen für dieses Amt begeistern. Schließlich präsentierte die CDU den parteilosen Kandidaten Ulrich Eilebrecht, der sich allen Fraktionen vorstellte. „Vor der Kommunalwahl hatten sich die Mehrheitsverhältnisse verschoben. Die WWG, eine Abspaltung von der CDU, die CDU selbst und die FDP standen gegen die SPD und DLW“, beschreibt Manfred Hoffmann die Lage. Damit sei absehbar gewesen, dass es keine Mehrheit für einen SPD-Kandidaten geben kann. So kam es dazu, dass Ulrich Eilebrecht Anfang 1995 zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister Wülfraths gewählt wurde.

1995 war das Jahr der Verwaltungsstrukturreform. Und Ulrich Eilebrecht traf die Personalentscheidung, dass Ralph Mielke sein Stellvertreter werden und in den Rang eines Dezernenten befördert werden soll. Das war dem damaligen Kulturamtsleiter und SPD-Politiker Wolfgang Peetz ein Dorn im Auge, meint Manfred Hoffmann. In diese Zeit fielen auch „viele Scharmützel mit der CDU und eigentlich immer defizitäre Haushalte, die mit Rücklagen ausgeglichen werden mussten“, so Manfred Hoffmann. Ulrich Eilebrecht hatte das Etikett Haushaltssanierer und Manfred Hoffmann arbeitete an „seinem Gesellenstück als Fraktionsvorsitzender“.

Er wollte die Stromnetzübernahme mitorganisieren. Die Konzessionsverträge liefen per Gesetz aus und mussten ab 1998 neu vergeben werden. „Das war ein Thema in ganz Nordrhein-Westfalen, ich habe mich reingekniet“, sagt der 70-Jährige. Seine Position: Das Netz kaufen und in die Stadtwerke eingliedern. Damals übernahm man bei einer Netzübernahme automatisch die Stromkunden. „Wir wollen Herr im eigenen Haus bleiben“, lautete der Slogan der SPD. Die entscheidende Ratssitzung ergab aber ein Stimmen-Patt. 20:20 lautete das Ergebnis und der Antrag war damit abgelehnt. „Es gab auch Gegenstimmen aus der Partei, das hat die Fraktion etwas zerrissen“, so Manfred Hoffmann. Sein Fazit: „Es war ein Fehler, das Stromnetz nicht zu kaufen. Heute kämpfen wir wieder darum, aber wir bekommen im Erfolgsfall nur das Netz und nicht die Kunden.“ Er verwies auf andere Kommunen wie zum Beispiel Erkrath, die anders entschieden hatten. „Die haben richtig Geld verdient.“

1999 stand Ulrich Eilebrecht wieder zur Wahl, diesmal brauchte er die Stimmen der Bürger, nicht mehr eine Ratsmehrheit. „Wir hatten wieder keinen SPD-Kandidaten mit Siegchancen, also habe ich persönlich mit Ulrich Eilebrecht einen Deal gemacht. Die SPD stellt keinen Gegenkandidaten auf, unterstützt den Amtsinhaber und bekommt dafür das Vorschlagsrecht für eine Beigeordnetenstelle“, erinnert sich Manfred Hoffmann. Der vom Stadtrat nach der Wiederwahl Ulrich Eilebrechts gewählte Beigeordnete hieß Wolfgang Peetz, der Kämmerer wurde. Diese Funktion hatte ihm Ulrich Eilebrecht übergeben.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Manfred Hoffmann musste natürlich auch politische Rückschläge einstecken. Bei der Kommunalwahl 2004 erklärte Ulrich Eilebrecht, nicht mehr antreten zu wollen. Der damalige Kämmerer Wolfgang Peetz warf seinen Hut in den Ring – und „die CDU zauberte Babara Lorenz-Allendorff aus dem Hut“. Ulrich Eilebrecht habe sich sämtliche Wahlempfehlungen verkniffen. Barbara Lorenz-Allendorff gewann die Wahl schließlich sehr deutlich mit 58,07 zu 41,93 Prozent der Stimmen.

Später hatte der Stadtrat entschieden, im Rahmen der Haushaltskonsolodierungsberatungen eine der beiden Beigeordnetenstelle zu streichen. Der Erste Beigeordnete und Kämmerer, Wolfgang Peetz, stellte sich zur Wiederwahl. „Er brauchte 18 Stimmen, die SPD-Fraktion hatte nur acht Stimmen. Die geheime Abstimmung verlief für Wolfgang Peetz sehr bitter. Zwölf Ja-Stimmen standen 23 Nein-Stimmen gegenüber. Der Rest ist Geschichte. Wolfgang Peetz verließ die SPD und gründete die Wülfrather Gruppe, deren Fraktionsvorsitzender er bis heute ist.

2009 verlor Manfred Hoffmann als SPD-Bürgermeisterkandidat die Wahl, landete als einer von sechs Kandidaten nur auf Platz vier. Siegerin war Claudia Panke.

Bezahlbarer Wohnraum und mehr Kita- und Schulplätze gefordert

Aktuell hat die SPD wieder viele Bälle in der Luft. Ganz oben auf der Agenda steht bezahlbarer Wohnraum, der für die Wachstumsstrategie „Wülfrath 22 plus“ von elementarer Bedeutung ist. „Investitionen in die Infrastruktur, Erschließung von Bau- und Gewerbeflächen und öffentlich geförderter Wohnraum“, sind dabei die drei Eckpunkte für Manfred Hoffmann.

Weitere Stichworte sind unter anderem mehr Kita- und Schulplätze. Auch die Werterhaltung städtischen Vermögens will er gewährleistet sehen, keinen weiteren Verkäufen von Immobilien und Grundstücken an Private zustimmen. Das hatte in der jüngsten Sitzung des Stadtrates einmal mehr für Differenzen mit der CDU gesorgt, als es um das ehemalige VHS-Gebäude ging. Die CDU will die Immobilie verkaufen, die SPD mit Aussicht auf Fördermittel in Höhe von 70 Prozent behalten. Das schlägt auch Kämmerer Rainer Ritsche vor. Über den Verkauf wurde in dieser Sitzung nicht abgestimmt. Die Verwaltung wird bis zum nächsten Rat Nutzungsmöglichkeiten erarbeiten und vorstellen (die WZ berichtete).

Wer 25 Jahre lang den SPD-Fraktionsvorsitz inne hat, kann natürlich nicht ohne Spaß an der ehrenamtlichen Aufgabe unterwegs sein. Mit Blick auf das vergangene Vierteljahrhundert sagt Manfred Hoffmann: „Ich hatte und habe Freude daran, mit der kommunalen Arbeit für die Bürger positive Ergebnisse zu erzielen.“