Metzger Schmidt: „Wir überleben mit Qualität“

Metzger Peter Schmidt wurde für sein Handwerk ausgezeichnet — ein Beruf, der mit Imageproblemen behaftet ist.

Neviges. Gute Qualität der Produkte, hohe Verantwortung als Arbeitgeber und Ausbilder — Landesminister Johannes Remmel hat gerade den Nevigeser Metzgermeister Peter Schmidt mit dem Preis „Meister.Werk.NRW“ ausgezeichnet. Schmidt erhielt diese Auszeichnung als einziger Metzger im Kreisgebiet.

Die WZ sprach mit ihm über sein Handwerk, über Vorurteile, Fleischskandale und Schwierigkeiten in dieser Branche.

Interview

WZ: Sind Sie gerne Metzger?

Peter Schmidt: Ja, auf jeden Fall.

Warum?

Schmidt: Es ist ein abwechslungsreicher Beruf. Ich mache alles — Fleisch auswählen und einkaufen, zerlegen, Wurst herstellen, räuchern, verkaufen, aber auch neue Produkte erfinden und ausprobieren. Wenn ich eine Idee habe, mache ich es einfach; ich muss niemanden fragen.

Zm Beispiel?

Schmidt: Zum Spargelfest habe ich einmal eine Spargelgrillwurst erfunden, ein anderes Mal Lammschinken oder Hirschsalami.

Die Metzgerei ist jetzt in dritter Generation im Familienbetrieb. Hätten Sie auch was anderes machen können?

Schmidt: Ja, ich hatte die Wahl — und habe auch mal in den Elektronikbereich reingeschaut. Bis heute habe ich es aber nicht bereut, Metzger geworden zu sein.

Obwohl die heute nicht das beste Image haben?

Schmidt: Das stimmt leider. „Dumm, dick und wasserfest“ — das hat man früher über Metzger gesagt. Dabei hat sich das Berufsbild sehr gewandelt. Viele Metzger schlachten gar nicht mehr, sondern produzieren und verkaufen nur.

Wie viele Metzger gibt es noch in Neviges?

Schmidt: Zurzeit zwei, in den 1960er-Jahren waren es sieben.

Kenn Sie die Gründe?

Schmidt: Das Geschäft hat sich insgesamt geändert. Früher gab es am Sonntag einen guten Braten, heute wird Hackfleisch in die Pfanne geworfen. Generell ist Fleisch zur Ramschware geworden. Manche Tiefstpreise kann ich nicht nachvollziehen — und schon gar nicht anbieten.

Fleisch gibt es inzwischen fast in jedem Supermarkt und Discounter. Wie können Sie da überleben?

Schmidt: Mit Qualität und auch einem Nischenangebot. Wir erfüllen auch ungewöhnliche Kundenwünsche.

Welche?

Schmidt: Spezialanfertigungen zum Beispiel. Eine Kundin wollte italienische Bratwurst ohne Peperoni, eine andere Mettwurst aus Rindfleisch. Das spricht sich dann auch rum.

Müssen Sie um jeden Kunden kämpfen?

Schmidt: Ja. In Neviges haben wir fast nur Stammkunden, die müssen wir halten.

Gammelfleisch, Pferdelasagne: Machen sich solche Fleischskandale bei Ihnen auch bemerkbar?

Schmidt: Es werden mal ein paar Witze gemacht, aber generell haben wir einen großen Vertrauensbonus und -vorschuss. Mein Vater hat immer gesagt: „Produziere so, als ob du es selbst essen müsstest.“ Daran halten wir uns.

Ihre Metzgerei ist auch dafür geehrt worden, dass Sie ausbilden?

Schmidt: Ja, wir wollen auch schulisch schwächeren Jugendlichen zu einem soliden Start in ein selbstständiges Leben verhelfen. Aber es wird immer schwieriger, Bewerber zu finden. Bei den Fachverkäuferinnen geht es noch, aber bei den Metzgern sieht es schlecht aus. Etliche Verträge musste ich wieder auflösen.