Mittelalter-Markt für Familien
Der Verzicht auf Ritterspiele macht das Fest preiswerter und durch mehr Künstler auch interessanter für Eltern und Kinder.
Velbert-Neviges. Glück gehabt — nach dem Dauerregen der letzten Woche hat der 14. Mittelalter-Markt am Schloss zwei trockene Tage erlebt. Zahlreiche Besucher nutzten den Feiertag für einen Familienausflug, viele in mittelalterlich anmutender Gewandung.
Zelt an Zelt säumt die Schlosswiese, von byzantinischem Naschwerk über antike und historische Düfte, Schmuck, Spielzeug und Lederwaren bis zu passender Kleidung reicht das Angebot der 48 Händler, und auch für Speis und Trank ist gesorgt.
Der Innenhof der Vorburg bietet das passende Ambiente für eine Rast oder eine der Vorführungen von Gaukler Kasper, den Spielleuten Freiwaechter oder dem Duo Lacuna ad ignam. „Brandloch“ heißt der lateinische Begriff auf Deutsch — ein trefflicher Name für Feuerschlucker Conelius Feuerfeder und Gefährtin Deidra, die ihre Künste präsentieren.
„Der Markt ist wieder viel mehr Familienfest“, sagt Organisatorin Ute Meulenkamp. Erstmals hat die Marktgilde zu Hardenberg die Veranstaltung alleine gestemmt, hat auf die Ritterspiele verzichtet und mehr auf Künstler gesetzt. Das macht sich bei den Preisen bemerkbar — Erwachsene zahlen vier Euro weniger als im Vorjahr. Mit der Besucherzahl am ersten Tag ist Meulenkamp sehr zufrieden.
Für den Nachwuchs gibt es viele Mitmachaktionen, zum Beispiel bei Schmied Thorsten Prang — bei ihm können Kinder selber den Hammer in die Hand nehmen. Geschützt mit einer Lederschürze fertigt Robin aus einem Stahlstab eine Klinge. Der Achtjährige und seine Familie sind aus Dorsten gekommen — der Mittelalter-Markt ist nicht nur für Einheimische eine Attraktion. Er zieht auch etliche auswärtige Besucher an, wie die Kennzeichen der geparkten Autos verraten.
Einen Einblick in das vor Jahrhunderten praktizierte Leben geben die Hardenberger Fuhrmannsleut mit ihrem Lager hinter den Wehrtürmen: „Wir zeigen, mit welchen Utensilien man früher geschrieben und gerechnet hat, wie Bogen gebaut, Löffel geschnitzt oder Gewänder genäht wurden“, erläutert Fabian Nicolai Wolfram von Wolmar — einen Künstlernamen musste sich der Heiligenhauser nicht zulegen.
Die Hornenden an seinem Schreibpult sind mit Eisengallustinte und Gänsefedern gefüllt, mit denen er auf Pergament aus fein gegerbter Ziegenhaut schreibt: „Vor Erfindung des Buchdrucks war Papier nicht gebräuchlich.“ Mit einer Spindel demonstriert Steffi Rademacher, wie ein Faden gesponnen wird, während Daniela Schröder mit Naalbinding, einem Vorläufer des Strickens, den nächsten Verarbeitungsschritt der Wolle zeigt.