Wülfrath „Laut wie ein Löwe? Leise wie eine Maus?“

Wülfrath · Die Nachtfrequenz hat zum 14. Mal wieder für jede Menge Kulturerlebnisse gesorgt – die Musikfreunde haben eine Bühne für die Jugend geboten.

Stimmbildnerin Corinna Sonnen hat im Rahmen der Nachfrequenz 2023 einen Workshop zur Stimmbildung im Proberaum der Musikfreunde Wülfrath angeboten und zum Mitmachen aufgefordert.

Foto: Jasmin Janson

Laut wie ein Löwe? Leise wie eine Maus? Melodisch wie eine Harfe? Unter diesem Motto sind Jugendliche zusammengekommen, um sich einen Tag lang ihrer Stimme zu widmen. Die Nacht der Jugendkultur richtet sich von Jugendlichen an Jugendliche, um eine Ort zu schaffen, wo Kultur stattfinden und entdeckt werden kann. Welche Verbindung haben junge Menschen zu Kultur und welche Möglichkeiten gibt es überhaupt? Das Ziel der Nachtfrequenz ist es, Jugendlichen die Gelegenheit zu geben, Kultur zu erleben und aktiv zu werden. Es wird zum Zuschauen, Zuhören, Mitmachen und Mitgestalten aufgefordert.

Von Tanz, Theater, Graffiti, Musik und Poetry Slams – die Ideenvielfalt ist grenzenlos. Über 300 Veranstaltungen in 95 Städten und Gemeinden haben in diesem Zusammenhang in Nordrhein-Westfalen stattgefunden – auch hier in Wülfrath. Die Musikfreunde haben sich ein besonderes Programm überlegt und zu einem Stimmbildungs-Workshop mit Stimmbildnerin Corinna Sonnen in ihre Proberäume am Otto-Ohl Weg 20 auf dem Gelände der Bergischen Diakonie eingeladen. „Ich bin begeistert, dass so viele Jugendliche hier sind – damit habe ich nicht gerechnet. Daran kann man sehen, wie wichtig solche Projekte sind“, gab Ingo Wünsch, zweiter Vorsitzender der Musikfreunde, zu verstehen.

„Lernt mit uns die klangliche Vielfalt der Stimme kennenlernen, denn egal ob Gespräche, Referate vor der ganzen Klasse, Sprachnachrichten, Rap oder Gesang - Bei allem ist unsere Stimme die Grundlage“, forderten die Musikfreunde auf, die ausnahmsweise nicht ihr gewohntes Instrument, sondern das Instrument der Stimme erprobten. „Ohne Stimme kein Ton, und der macht ja bekanntlich die Musik“, wissen die Musikfreunde.

Das Bewusstsein für die eigene Stimme ist sehr wichtig

Stimmbildnerin und Logopädie-Ausbilderin Corinna Sonnen weiß genau, wie wichtig das Bewusstsein für die eigene Stimme ist und welche Techniken die Grundlagen bilden. „Corinna Sonnen hat schon bei den Young Voices mit einem intensiven Programm überzeugt, daher haben wir sie für die Nachtfrequenz ausgewählt. Sie kann den Jugendlichen einiges über den Umgang mit der eigenen Stimme näherbringen“, betonte Wünsch.

Das Entdecken und Austesten der eigenen Sprech- und Gesangsstimme erfordert Mut und Offenheit, insbesondere im Kreise einer größeren Gruppe. „Aus diesem Grund lockern wir uns erst einmal auf. Unsere Stimme ist wie der Motor eines Autos, er muss erst einmal warm werden, bevor wir Gas geben können“, erklärte Sonnen den Teilnehmern. Nach einigen Einstiegsübungen, bei denen diverse Töne in unterschiedlichen Stimmlagen ausgetestet wurden und auch der Körper in Bewegung kommen sollte, ging es auch sogleich weiter. „Der Kehlkopf muss wie das Getriebe eines Autos ständig an- und ausgeschaltet werden. Gibt man nicht genug Gas, bleibt das Auto stehen, beziehungsweise die Stimme verstummt“, erläuterte Sonnen.

Flüstern, Sprechen, Rufen und Singen – für jegliche Sprecharten der Stimme ist die richtige Haltung eine essenzielle Voraussetzung, „wie die Karosserie eines Autos, die schön aussieht, müssen wir den richtigen Stand einnehmen, um den gewünschten Ton herauszubringen. Die Füße hüftbreit, die Knie locker und die Schultern aufrecht. Die Haltung ist Bewegung und Dynamik, niemals statisch“, betonte Sonnen. Der Sprecher ist demnach der Mechaniker seiner Stimme, der selbst dafür verantwortlich ist, wie sein Instrument zum Einsatz kommt. Der Umgang mit der eigenen Stimme „ist nicht so selbstverständlich wie man zunächst meinen würde. Mit ein wenig Übung und einigen Techniken kann das Sprechverhalten immens erweitert werden“, verdeutlichte Sonnen.

Die Jugendlichen, die an der diesjährigen Nachtfrequenz teilgenommen haben, konnten innerhalb weniger Stunden über sich hinauswachsen. „Unser Ziel es, dass jeder was für sich mitnehmen kann“, erhofft sich Wünsch.