Neviges: Haus „In der Lilie“: Eine Zukunft nach wechselvoller Geschichte

Frisörmeister Markus Droste hat das Fachwerkhaus Elberfelder Straße 26 gekauft, restauriert und eröffnet am Mittwoch dort einen neuen Laden.

Neviges. Wenn Frisörmeister Markus Droste am Mittwoch sein neues Geschäft "Hairkiller.com" in der Elberfelder Straße 26 eröffnet, schlägt er ein weiteres Kapitel in der wechselvollen Geschichte dieses alten Fachwerkbaus auf. Dessen Ursprung liegt weit in der Vergangenheit des Wallfahrtsortes. Bäckerei und Café, Blumenladen, Ledergeschäft und Uhrmacherei - das Gebäude hat schon die verschiedensten Nutzungen erlebt.

Als Haus "In der Lilie" ist es bereits im Nevigeser Urkataster von 1816 verzeichnet und hat daher sicherlich mehr als 200 Jahre auf dem Buckel. Lange Zeit war es im Besitz der Bäckerfamilie Schröder, wie sich aus den alten Akten ergibt, die Droste mit dem Gebäude erhalten hat. Gerichtsurteile, notarielle Übereinkünfte und Grenzziehungsprotokolle belegen zahlreiche Streitigkeiten mit den Nachbarn über die Grundstücksgrenzen.

Ältester Hinweis auf die Eigentumsverhältnisse ist ein Dokument aus dem Jahre 1838. Es regelt die gemeinsame Nutzung der kleinen Gasse zwischen dem Haus "In der Lilie" und dem benachbarten Haus "Im Engel". Wilhelmina Limbach, Ehefrau des Bäckers Wilhelm Schröder ist zu dieser Zeit Miteigentümerin des Gebäudes.

20 Jahre später nennt eine Klageschrift des Landgerichts zu Elberfeld - wieder ein Grenzstreit - das Bäckerehepaar Schröder als alleinige Eigentümer. Danach blieb das Haus im Familienbesitz: "Die Bäckerei und Konditorei Schröder gab es bis in die dreißiger Jahre", fügt Günter Droste ein Steinchen ins Puzzle.

Der 75-jährige Onkel von Friseurmeisters Markus Droste betreibt die Gaststätte "Zum Eisernen Kreuz" und ist somit unmittelbarer Nachbar. Er weiß auch, dass Schröders Tochter Elfriede seinerzeit einen Sparkassenmitarbeiter geheiratet hatte und das Geschäft nicht weiterführen wollte.

So mietete Alfred Haun 1936 die Bäckerei. Der Onkel des Nevigeser Lokalhistorikers Gerhard Haun betrieb neben Bäckerei und Konditorei ein kleines Café: "Das war zu Pilgerzeiten proppenvoll", berichtet der Nevigeser. Den politischen Verhältnissen angepasst, hatte das Gebäude derweil die Anschrift gewechselt: So hieß die Elberfelder Straße zeitweilig Adolf-Hitler-Straße.

1961 verkaufte Elfriede Altrath, geborene Schröder, das elterliche Haus an den Uhrmachermeister Theodor Keuten. Irgendwann in den folgenden Jahren wurde die einst umstrittene Gasse zwischen den Häusern Nummer 26 und 28 (ehemals Schuhhaus Fritz) mit einer Betondecke überdacht und das Ladenlokal entsprechend erweitert. Ein Lederwarenladen und ein Blumengeschäft folgten dem Uhrmacher.

Als Markus Droste das Gebäude 2002 kaufte, sei es in einem "schrecklichen Zustand" gewesen, erzählt er. Zunächst renovierte der Nevigeser die rund 120 Quadratmeter große Wohnung im Obergeschoss.

Als der Blumenladen Ende April auszog, beschloss Droste, dort ein Friseurgeschäft mit neuer Ausrichtung zu eröffnen: "Hairkiller.com ist ein trendiges, stylisches Friseurkonzept, das es in der Region bisher nur in Wuppertal gibt." Wie viel er letztlich investieren wird, könne er noch nicht abschließend sagen, so Droste, der in Neviges und Wuppertal Salons betreibt, im WZ-Gespräch.

In Absprache mit der Denkmalschutzbehörde - das Haus liegt innerhalb der Denkmalbereichssatzung - wurden unter anderem neue Türen und Fenster eingesetzt, in Holz und mit Dreifachverglasung. Mit Schiefer soll außerdem die alte, bergische Optik wiederhergestellt werden.

Drostes Schwager hat derweil vor einigen Monaten das Nachbargebäude Nr. 28 erworben und ist ebenfalls mit der Renovierung zugange: "Das soll hier die schönste Ecke der Fußgängerzone werden", sagt der Friseurmeister.