Ratinger Mitarbeiter in Sorge: Vodafone setzt auf Indien
Vodafone prüft, Aufgaben des Rechenzentrums in Lintorf andernorts erledigen zu lassen. Die Gewerkschaft fürchtet, das könnte bloß ein Anfang sein.
Ratingen. Zurzeit gibt es jede Menge Verunsicherung bei der Vodafone Group. Immer wieder geisterten in den vergangenen Wochen Gerüchte durch die Büros, dass Vodafone einige Aufgaben seines Rechenzentrums nach Indien auslagern will.
Nach Erkenntnissen der IG Metall sind 80 Mitarbeiter, davon 56 im Lintorfer Rechenzentrum, von einer Umstrukturierung in dem Konzern betroffen. Auch im Internet gab es dazu Berichte. Die offizielle Entscheidung sollte Ende Juli fallen.
Doch Vodafone hält sich bisher mit konkreten Aussagen zurück. Am Dienstag teilte die Vodafone-Gruppe auf WZ-Anfrage mit, dass es Überlegungen gebe, Aufgaben einiger in Deutschland tätigen Mitarbeiter in Zukunft künftig "von Indien aus zu steuern".
Kuzey Esener, Sprecher bei Vodafone: "Das heißt aber nicht, dass die Arbeitsplätze verloren gehen. Die Mitarbeiter behalten ihre Stellen." Die Angestellten erhielten innerhalb des Unternehmens bloß neue Aufgaben. Welche das sein werden, stünde aber noch nicht fest.
Ganz anders beurteilt die Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) die Lage bei Vodafone. Sie sieht durchaus Arbeitsplätze in Gefahr. "Zwei Bereiche werden nach Indien ausgelagert. Und wir rechnen damit, dass noch weitere Teile nach Indien gehen", sagt Ulrike Saaber, politische Sekretärin bei der Gewerkschaft.
Da könne niemand sicher sein, dass die Mitarbeiter auch ihre Stellen im Unternehmen behalten. Nach Angaben der Gewerkschaft IG Metall sollen die Arbeitsplätze in zwei Wellen abgebaut werden. Die ersten im Oktober, die anderen Ende des Jahres. "Wir sammeln Unterschriften und versuchen so Druck auf die Konzernspitze auszuüben", sagt Ulrike Saaber. Das oberste Ziel sei es, die Arbeitsplätze am Standort zu sichern.
Auch der Vorsitzende des Betriebsrates, Max Kompalik, spricht von Auslagerung konkreter Arbeitsplätze aufgrund von Sparzwängen des Konzerns. "Als letzte Woche über die Entscheidung der Auslagerung informiert wurde, herrschte große Bestürzung unter den Kollegen", berichtet er. Und was aus den Mitarbeitern in Zukunft wird, sei unklar. "Niemand kann sagen, ob sie innerhalb des Konzerns einen alternativen Arbeitsplatz angeboten bekommen."
Zurzeit verhandelt der Betriebsrat mit der Konzernspitze über einen Sozialplan. "Wir fordern natürlich, dass so viel Arbeitsplätze wie möglich erhalten werden", sagt Kompalik, lässt aber durchschimmern, dass die Aussichten auf Erfolg nicht groß sind. "Die Muttergesellschaft von Vodafone Deutschland prüft derzeit alle Geschäftsbereiche und hat das Ziel zu sparen."
Auch unter den Mitarbeiten grassiert die Sorge um den Arbeitsplatz. Peter Kalthoff (Name von der Redaktion geändert), Monitoring Operations Specialist im Lintorfer Rechenzentrum, kann es immer noch nicht fassen, dass er vielleicht bald nicht mehr bei Vodafone arbeiten wird. "Es ist unerträglich, nicht zu wissen, was jetzt kommt."
Vor drei Wochen haben er und seine Kollegen erst erfahren, dass die Vodafone Group Auslagerungspläne hat. In der vergangenen Woche sei er dann informiert worden, dass sein Bereich verlagert wird. "Keiner hatte damit gerechnet, dass so schnell entschieden wird."
2001 hat er bei dem Unternehmen angefangen, zuerst in Düsseldorf am Seestern, dann in Ratingen Lintorf. "Ich dachte immer, dass das mein Unternehmen ist, bei dem ich eine längere Perspektive habe", sagt der zweifache Familienvater. Jetzt hofft Kalthoff, dass er an irgendeiner anderen Stelle in dem Konzern weiter beschäftigt wird.