Langenberg: Dachstuhl wie auf einer Kirche

Baustelle vom Dach bis zum Keller: Am Bürgerhaus Langenberg wird an allen Ecken saniert. Aktuell wird zum Beispiel ein Teil des Dachschiefers erneuert.

Langenberg. Mit einer Motorsäge kürzt Dennis Grützki ein Stück Holz auf die passende Länge. Dann reicht der 28-jährige Dachdecker es durch eine Öffnung im Dachstuhl zu einem Kollegen hinaus. Fünf Mitarbeiter einer Spezialfirma für Schieferdächer sind zur Zeit damit beschäftigt, das Dach des Bürgerhauses instand zu setzen - nur eine der zahlreichen Baustellen in Langenbergs guter Stube.

"Auch Schiefer verwittert mit der Zeit", demonstriert Jens Michaels an einer der ausgetauschten, schwarzen Platten, die so typisch sind für das Bergische. Während ein Teil des Daches bereits Ende der 1980er-Jahre erneuert wurde, stammt die Eindeckung auf der Südwestseite noch aus der Bauzeit vor über 90 Jahren. Sie wird nun ersetzt, so der Bauingenieur der Fachabteilung Umwelt und Stadtplanung, der als Projektleiter für die Sanierung des Bürgerhauses zuständig ist.

Ansonsten sei das Dach in sehr gutem Zustand, sagt Michaels. Er steht auf dem Betonboden über dem Großen Saal, über ihm erhebt sich der gewaltige hölzerne Dachstuhl. Der Anblick ist atemberaubend: 15 Meter hoch reicht das Gebälk vom Boden bis in die Dachlaterne, erstreckt sich über das gesamte Gebäude und erinnert an ein Kirchenschiff: "Kein Wunder", schmunzelt Michaels, "der Architekt, Arno Fritsche, hat hauptsächlich Kirchen gebaut." Es sei schon beeindruckend, wie dieses Gebäude zur Zeit des Ersten Weltkrieges entstanden sei.

Im Kleinen Saal steht noch eine kniffelige Operation bevor: Dort biegt sich die Decke, eine sogenannte Rabitz-Tonne, in Längsrichtung sichtbar durch. Eine Stahlkonstruktion soll Abhilfe schaffen. Was es mit den Rabitz-Tonnen auf sich hat, erläutert Michaels eine Etage tiefer im Großen Saal: Die tonnenförmigen Gewölbe sind aus einem Metallgeflecht geformt, das wiederum zentimeterdick mit Gips bedeckt wurde.

Die ganze Konstruktion hängt - oder besser: hing - an mehreren hundert Drähten unter der Betondecke: Bei einer Sanierung in den 1970er-Jahren wurde eine Gasbetondecke eingezogen, der größte Teil der Drähte gekappt. Bis jetzt haben die Gipsdecken gehalten, aber die Bereiche darunter sind nun gesperrt - sicherheitshalber. Gerüste vor den Fenstern zeigen an, dass auch diese in Kürze überholt werden, darunter das bleiverglaste Fenster mit dem Bergischen Löwen.

Für Michaels ist die Sanierung ein faszinierendes Projekt: "Die Stahlbetonskelett-Bauweise war seinerzeit ein hochmodernes Verfahren." Der Bau hat allerdings seine Tücken, gab es doch auch vor fast hundert Jahren schon Pfusch - erwähnt seien nur die schon beschriebenen, zu dünnen Betondecken. Aber auch die groß angelegten Sanierungsmaßnahmen in den 1970ern wurden, wie sich nun herausstellt, nicht alle fachgerecht ausgeführt: "Die haben sich teilweise nicht mal an ihre eigenen Pläne gehalten."

Der Weg führt durch ein verwirrendes Labyrinth von Räumen und Gängen. In der ehemaligen Turnhalle gibt es noch fließendes Wasser - die Wände hinab: Es stammt aus dem Hang jenseits der Hauptstraße und drückt durch das Mauerwerk. Die Ziegel haben die Nässe unbeschadet überstanden, der Mörtel jedoch muss erneuert werden. Ein aufgestemmtes Loch im Boden ist stets mit Wasser gefüllt, selbst bei der Hitze im Juli: "Die Bürgerhausquelle", so Michaels. Bis zu zehn Meter unter Straßenniveau werden die Grundmauern später noch frei gelegt, um das Bauwerk gegen die Nässe zu schützen.