Wülfrath: Mit 80 noch vor der Klasse

Norbert Heitmann ist unermüdlich: Neben zahlreichen anderen Ehrenämtern unterrichtet der pensionierte Lehrer noch immer.

Wülfrath. "Mein Mann ist der Johannes Heesters des Schulunterrichts", sagt Brigitte Heitmann lächelnd. "Er kommt nicht zur Ruhe, weil er den Menschen einfach nur helfen will."

Norbert Heitmann, der Wülfrather "Jopi", ist im März dieses Jahres 80 Jahre alt geworden, und nach wie vor ist er ungeheuer umtriebig. Die Liste seiner Tätigkeiten ist lang. Unter anderem ist Heitmann stellvertretender Vorsitzender des Feuerwehrfördervereins, Ehrenmitglied des Fördervereins des Gymnasiums, unterstützt das Wülfrather Freiwilligenforum, ist Mitglied sowohl im Seniorenrat als auch im Schulausschuss und arbeitet beim Kreiskatholikenrat mit.

Wer jetzt meint, Heitmann wäre damit ausgelastet, hat sich getäuscht. Denn auch des Unterrichtens ist der pensionierte Lehrer immer noch nicht überdrüssig. Besonders zur Aufgabe hat er sich die Verständigung mit ausländischen Mitbürgern gemacht. Seit einigen Jahren leitet er den Integrationsunterricht für Migrantinnen im Kindergarten des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) In den Eschen.

Heitmann geht dabei auf jede Schülerin individuell ein und erarbeitet je nach Fortschritt neue Aufgaben. "Mein Ziel ist, dass die Frauen ihren Kindern bei den Hausaufgaben helfen können. Dadurch können sie sich in Wülfraths sozialem Leben besser zurechtfinden", erklärt er. Da es sich teilweise um Menschen handelt, die wenig bis gar kein Deutsch sprechen, ist Aufbauarbeit mit einfacher Grammatik gefragt.

Ein Beispiel: Im Türkischen findet die Pluralbildung nicht am Nomen statt. "Deshalb ist ein häufiger Fehler, dass sie ,Zwei Tomate’ sagen." Die Grammatik erklärt Heitmann bildhaft anhand von Geschichten oder Märchen. Manche seiner Schüler gehen nach dem DRK-Kurs auch zur Volkshochschule und belegen den Pflichtkurs Deutsch zum Erhalt der deutschen Staatsbürgerschaft.

Es kommt Heitmann aber nicht allein darauf an, "prüfbares" Wissen zu vermitteln. Er will gezielt die Kommunikation fördern und den Kontakt zwischen den verschiedenen Kulturen. "Wir lernen uns alle gegenseitig kennen, damit sich Islam und Christentum auf Augenhöhe begegnen können", sagt der 80-Jährige.

Eine enge Zusammenarbeit findet auch mit den Wülfrather Gemeindezentren statt. Heitmann bedauert dabei den Verlust eines langjährigen Mitstreiters für das Miteinander der Religionen. "Ich finde es sehr schade, dass uns Pastor Rex verlassen wird", sagt Heitmann über seinen langjährigen Lehrerkollegen des Gymnasiums. Dort war Heitmann seit der Gründung aktiv - inklusive Kurzcomeback sechs Jahre nach seiner Pensionierung. "Aufrührerischen Schülern habe ich wortwörtlich auch schon mal den Kopf gewaschen", erinnert er sich heute lachend, "trotzdem ist aus den meisten dann doch noch was geworden."

Wie lange Heitmann sich noch engagieren wird, weiß er selbst nicht: "Ich fühle mich fit. Solange der Herrgott mir die Kraft gibt, will ich weitermachen."