Ratingen: Der einzige West-Stützpunkt der Volkssolidarität
Die soziale Organisation spielt in Ostdeutschland eine große Rolle. Doch auch in Ratingen gibt es einen regen Ortsverein.
Ratingen. Im Osten populär, im Westen eine Randerscheinung: die Volkssolidarität. Eine einzige Ortsgruppe des in der ehemaligen DDR gegründeten Wohlfahrtsverbandes gibt es allerdings auch in Westdeutschland - und zwar in Ratingen.
Die Keimzelle dieser Gruppe mit 29 Mitgliedern befindet sich Am kleinen Rahm. Dort wohnt Gabi Evers, die Vorsitzende der Ratinger Ortsgruppe. Im Jahr 2004 war sie eine der drei Gründungsmitglieder der Volkssolidarität Ratingen. "Ich wollte mich sozial engagieren, aber dabei parteipolitisch und konfessionell unabhängig sein", sagt sie.
Deshalb sei eine Mitgliedschaft in hierzulande bekannten Wohlfahrtsverbänden nicht in Frage gekommen. Durch Reisen im Osten Deutschlands habe sie die Volkssolidarität kennen gelernt. "Und dann ging das irgendwie alles seinen Weg. Ein Anruf beim Bundesverband, die Eintragung als Verein und die Ortsgruppe Ratingen war gegründet."
Zuerst hat die 55-Jährige im Hintergrund als Kassierin gearbeitet, 2008 wurde sie zur Vorsitzenden gewählt. Als solche hält sie Kontakt zum Bundesverband, fungiert als Sprecherin der Ortsgruppe und organisiert mit ihren Vereinsfreunden das Programm. Auf ihrer Anrichte stapeln sich Kataloge, Magazine und Heftchen von Museen, Galerien und der Deutschen Oper am Rhein. Darin blättert Evers nach ihren Job als Justizbeamtin beim Oberlandesgericht in Düsseldorf, um ein abwechslungsreiches Angebot zusammenzustellen.
Denn eine der Aufgaben, die sich die Volkssolidarität in Ratingen gegeben hat, ist es, Freizeitaktivitäten und Fahrten zu Kulturveranstaltungen für Alleinstehende zu organisieren. "Die Volkssolidarität ist im Osten bekannt für ihre klassischen sozialen Dienste wie Essen auf Rädern, Kinderbetreuung und Altenpflege. Aber hier in Ratingen sind wir noch nicht so viele Mitglieder und zu klein, da fehlt dann einfach auch das Budget für Größeres", sagt Gabi Evers.
Sie merke aber deutlich, dass auch die kleinen Dinge, wie ein Theaterbesuch wichtig sind. "Es gibt viele Menschen, die alleine sind und deshalb nichts unternehmen. In der Gruppe fällt ihnen das einfach leichter."
Für die Zukunft sieht Evers aber noch Entwicklungspotenzial für die Volkssolidarität. Kindergärten und Pflegedienste seien zwar nicht geplant, dafür aber eine Rechtsberatung für Hartz IV-Empfänger. "Aber das ist davon abhängig, wie viele Mitglieder wir gewinnen und ob wir irgendwann mal passende Räume für solche Angebote finden."
Sollte die Ortsgruppe irgendwann mal mehrere hundert Mitglieder haben, was sich Evers wünscht, sei auch eine Kooperation mit anderen Sozialverbänden denkbar.