Neviges: Zu hohe Auflagen - Pächterin gibt Kiosk Ende Oktober auf

Im Büdchen geht wieder ein Kapitel zu Ende. Um das jetzige Speisen- und Getränkeangebot weiterführen zu dürfen, müsste erheblich investiert werden.

Neviges. "Ich habe einen langen Atem, ich halte durch", hatte Jacqueline Bucksteg optimistisch gesagt, als sie vor zwei Jahren den schmucken runden Kiosk an der Bernsaustraße übernahm. Doch nun gibt sie das Schiefer gedeckte Büdchen doch auf: Am 31.Oktober ist Schluss.

Als Grund nennen die Pächterin und auch Kiosk-Besitzer Werner Schwartz erhebliche bauliche Auflagen, die die Stadt nach einer Inspektion des Kiosks gemacht habe. "Da kamen plötzlich 15 000 Euro zusammen", sagt Schwartz, dessen Eltern Maria und Heinrich Schwartz den Bau an der Bernsaustraße im Jahr 1951 errichtet hatten.

Doch warum wurden die Auflagen plötzlich so hoch? "Es gab in der Vergangenheit häufiger Pächterwechsel", so der Eigentümer - und jeder habe den Kiosk ein bisschen "aufgerüstet", auch in der Hoffnung, mehr Umsatz zu machen. Es wurde angebaut, Sitzgelegenheiten geschaffen. Jaqueline Bucksteg bot Frikadellen, Bockwurst, belegte Brötchen und kleine Snacks an. Um es der Kundschaft nett zu machen, servierte sie Kaffee in Porzellan-Tassen anstatt in Plastikbechern.

"Das waren dann schon gastronomieartige Verhältnisse", so sieht es Thomas Fröhlich, der bei der Stadt für Bauberatung und Baugenehmigungen zuständig ist. Und dafür gibt es Vorschriften: Wenn zum Beispiel Alkohol ausgeschenkt werde, müsse den Kunden eine Toilette angeboten werden. Diese gibt es wohl an der Bernsaustraße, doch ist sie Pächtern und Personal vorbehalten.

Dem Gesundheitsamt wiederum reichte laut Werner Schwartz das vorhandene Wasch- und Spülbecken nicht aus. Ein Doppelspülbecken im Küchenbereich sei gefordert worden. Außerdem hätten Teile in der Küche gefliest und der Boden erneuert werden müssen. Schallschutz, Brandschutz, Nachweis der Standsicherheit des Kiosks wurden ebenfalls angefordert. Eine Auflage kam zur anderen, und plötzlich stand die Zahl von 15 000 Euro im Raum. Ein Jahr Zeit wäre gewesen, die neuen Auflagen zu erfüllen.

"Der Kiosk liegt mir sehr am Herzen, weil meine Eltern ihn geschaffen haben", sagt Werner Schwartz. Diese hätten es vor über 50 Jahren nicht leicht gehabt, an das Gelände zu kommen, das damals der Deutschen Bahn gehörte. Zahlreiche Anträge mussten gestellt werden, bis schließlich der Zuschlag kam. "Aber 15 000 Euro sind auch viel Geld, das ich investieren müsste." Die Pacht, die bislang 200 Euro im Monat beträgt, sei damit nicht zu halten gewesen.

Inzwischen liege die Kündigung der Pächter Bucksteg auch schon vor. "Ich gehe besonnen an die Sache ran, will nichts überstürzen. Ich möchte, dass der Kiosk bleibt", sagt Werner Schwartz. Wenn das Speisen- und Getränkeangebot abgespeckt werde, seien auch die Auflagen nicht so hoch. Eventuell gebe es auch schon einen neuen Interessenten aus Langenberg. "Ich wünsche mir, dass der Kioskbetrieb an der Bernsaustraße weitergeht."

"Schade, dass die Buckstegs nicht weiter machen", sagt ein Kunde, der seinen Kaffee regelmäßig am Kiosk genießt. "Die Zeit hier am Kiosk war einfach schön, es war unser zweites Zuhause." Und auch Jacqueline Bucksteg bedauert, dass sie Abschied nehmen muss: "Es fällt mir sehr schwer." Doch letztendlich seien die Auflagen zu hoch gewesen: "Das lohnt sich nicht mehr."