Neviges Nostalgie-Café ist jetzt im früheren Café Paaß zu finden

Neviges. · In der Konditorei an der Klosterstraße herrscht wieder ein reger Betrieb. Unternehmen blickt auf 110-jährige Tradition zurück.

Der frühere Hobbykoch Lars Jesert, der seine Leidenschaft zum Beruf gemacht hat, freut sich über die glückliche ­Fügung, dass sein Nostalgie-Café ins frühere Café Paaß umziehen konnte.

Foto: Ulrich Bangert

Das Nostalgie-Café hatte in dem Gebäude der ehemaligen Gaststätte „Bergischer Hof“ an der Elberfelder Straße keine Zukunft mehr. Das Haus selbst steht unter Denkmalschutz, aber nicht die Anbauten nach hinten heraus zur Bernsaustraße, dort sollen seniorengerechte Wohnungen entstehen. „Damit würden 50 Prozent der Gasträume und die Toiletten wegfallen“, stellt Inhaber Lars Jesert im Gespräch mit der WZ fest. Seit einigen Tagen befindet sich das Nostalgie-Café schräg gegenüber in den Räumlichkeiten des früheren Café Paaß, das Magdalena und Tillmann Paaß aus Altsgründen seit Ende 2018 nicht mehr betreiben.

„Das war eine glückliche Fügung. Frau Paaß hatte sich bei uns gemeldet, weil sie gehört hatte, dass wir da raus müssen“, freut sich Jesert über die Entwicklung. „Das Ehepaar Paaß wiederum ist froh, dass die 110-jährige Tradition der Konditorei fortgeführt wird und der Name bestehen bleibt. Es heißt jetzt ,Nostalgie-Café, ehemals Café Paaß’.“ Somit bleibt die alte Verkaufstheke im Eingangsbereich erhalten. „Eine besondere Handarbeit eines Schreinermeisters: Die Marmorplatten sind so angeordnet, dass die Torten kühl bleiben.“

Wie früher sollen die selbstgemachten Kuchen und Konditoreierzeugnisse auch außer Haus verkauft werden, in absehbarer Zeit möchte Lars Jesert dazu samstags und sonntags frische Brötchen anbieten. Der Montag bleibt Ruhetag, geöffnet ist wie bisher von 10 bis 18.30 Uhr; donnerstags, wenn Markt, ist bereits ab 9.30 Uhr offen. Das Café verfügt über eine Fläche von fast 500 Quadratmetern und eine riesige Küche. „Die wurde darauf auslegt, dass drei bis vier Busladungen an Pilgern versorgt werden konnte“, berichtet Jesert über die Glanzzeiten der Wallfahrt.

Die voll eingerichtete Küche mit der Backstube nutzt der Gastronomie-Seiteneinsteiger mit seiner ausgeprägten Kochleidenschaft für hausgemachte Kuchen und bodenständige, bergische Gerichte. „Der Pillekooken in unterschiedlichen Variationen wird zum Beispiel sehr gerne gegessen.“

Während die Gäste sich den Gaumen mit den Kreationen aus Backstube und Küche verwöhnen, können sich die Augen an den Einrichtungsgegenständen der 50er bis 70er Jahre nicht sattsehen. Es kommt noch einiges dazu: „Der größte Teil befindet sich noch in den alten Räumlichkeiten, die muss ich rüber holen und platzieren.“ Altes Geschirr wie bei der Oma, Röhrenradios und -fernseher, Schellackplatten, bunte Illustrierte und schwarz-weiße Zeitungen, Autogrammkarten längst verstorbener Stars und sonstige Erinnerungsstücken machen die Zeitreise perfekt. „Retro ist in, das wird auch in den nächsten zehn Jahren noch so bleiben“, schätzt Vater Holm Jesert, der betont, dass das Nostalgie-Café kein Museum ist.

Aber er könnte sich für Neviges gut ein Museum für Alltagskultur vorstellen. „So etwas gibt es im Westen nicht, vielleicht mal abgesehen vom Haus der Geschichte in Bonn. Im Osten hat fast jede Stadt mit mehr als 50 000 Einwohnern ein solches Museum.“ So etwas möchte er gern im Wallfahrtsort haben: „Wir müssen ein bisschen mehr für Neviges machen“, lautet der Wunsch von Holm Jesert, der sich eine solche Sammlung im jetzt leerstehenden Kloster vorstellen könnte. Bereits jetzt streben die Jeserts an, den Platz vor dem Kloster für eine Außengastronomie zu nutzen. „Dafür müsste allerdings der Kölner ,Papst’ zustimmen“, also Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki.