Pusteblume in Wülfrath: Eltern enttäuscht
Die Schließung der Kita zeigt noch Wirkung. Kritik an der Kirche wird laut.
Wülfrath. An dem Beschluss ist nichts mehr zu ändern. Aber sang- und klanglos will der Elternrat die Schließung der Evangelischen Kindertagesstätte "Pusteblume", Am Pütt, nicht hinnehmen und übt Kritik an der Evanglisch-reformierten Kirchengemeinde.
"Wir sind jetzt zufrieden, dass für die zehn Kinder, die im kommenden Sommer noch weiter in eine Kita gehen müssen, dank des Jugendamtes eine kindgerechte Lösung gefunden wurde. Aber wir sind von der Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde enttäuscht", sagen Claudia Bohrmann-Linde, Silke Buschhaus und Anke Nitzschmann. Gegenüber der WZ beklagen sie, dass sie als Elternrat im Schließungsverfahren nicht beteiligt wurden: "Kommunikation, Ehrlichkeit, Unterstützung und Zusammengehörigkeit scheinen als Werte für die Kirchenvertreter keine Bedeutung zu haben."
Am 8. September hatte das Presbyterium die Schließung der traditionsreichen Einrichtung abgesegnet. Am Tag danach wurden die Eltern informiert. "Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt", klagt der Elternrat, der sich ein andere, vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Eltern und Träger vorgestellt habe.
Es ist ein Strauß verschiedener Gründe, die zur Kindergarten-Schließung geführt haben: zu wenige Kinder, die veränderte Zuschussregelung durch das neue Landesgesetz und die Sparbeschlüsse der Stadt. Für den Vorsitzenden des Presbyteriums, Bernd Jost, steht fest, dass die Kirche keinen Handlungsspielraum hatte. "Die Stadtverwaltung hatte uns mitgeteilt, dass die Einrichtung ab dem neuen Kindergartenjahr nicht mehr bezuschusst wird", so Jost. Das bestätigt die Stadt: "Wir haben einen Überhang an Kindergartenplätzen in der Innenstadt. Und die Anmeldungen für die Einrichtung waren rückläufig", so Fachbereichsleiter Hans-Werner van Hueth. Der Einstieg in eine U3-Betreuung hätte daran nichts geändert. Darüber hinaus sei der Kindergarten am Pütt der einzige in der Innenstadt, auf dem keine Landesmittel mehr "liegen". Im Klartext: Würden andere Kitas wie die Arche Noah oder Stadtspatzen geschlossen, müsste die Stadt Landeszuschüsse erstatten. Den Schließungsbeschluss der Pusteblume habe aber der Träger gefasst. Van Hueth: "Das können wir gar nicht."
Seit der ersten Elterninformation haben verschiedene Elternabende stattgefunden, aber der Unmut der Eltern über das Verhalten des Kindergartenträgers bleibt bestehen. Ihre Erkenntnis: "Vor allem die Kinder scheinen in unserer Kirchengemeinde wenig Stellenwert zu haben." Sie befürchten, dass darunter der Kinderchor der Kirche oder der Drachenclub leiden. "Vermutlich ist man im nächsten Sommer wieder ganz ratlos, wenn ’plötzlich’ Kinder fehlen, weil man es wieder verschlafen hat, rechtzeitig zu handeln", so die drei Mütter des Elternrats zur WZ. Sie sind der Ansicht, dass die Kirchengemeinde Konzepte finden muss, kleine Kinder ans "Gemeindeleben heranzuführen und für die Kirche zu begeistern".