Putsch in Wülfraths SPD
Peter Zwilling tritt überraschend zur Wahl um den Vorsitz an und schlägt Manfred Hoffmann um eine Stimme.
<strong>Wülfrath. Kein lauter Jubel. Kaum ein Lächeln. Sieger sehen anders aus. Soeben hat Peter Zwilling in einer Kampfabstimmung - geheim, versteht sich - um den Vorsitz des SPD-Ortsvereins gewonnen. Mit 18:17 bei zwei ungültigen Stimmen löst er Manfred Hoffmann ab. Mit versteinerter Miene nimmt Hoffmann das Ergebnis zur Kenntnis. Es ist kurz vor 21 Uhr. Wenige Minuten später ist die Sitzung unterbrochen - für vermutlich vier Wochen. Zeit zum Luft holen, Zeit für Zwilling, eine Vorstandsmannschaft zu formen. Das Team, das Hoffmann unterstützen wollte, zieht an diesem denkwürdigen Abend im Awo-Heim nach und nach seine Bereitschaft zur Kandidatur zurück. Reine Formsache schien zuvor noch Hoffmanns Wiederwahl zu sein. Der Vorsitzende von Parteivorstand und Ratsfraktion hatte in seinem Rechenschaftsbericht die Gemeinschaft beschworen. "Wir müssen zusammenhalten. Wir brauchen Geschlossenheit keine Austritte." Die Basis müsse das Debakel der Bundespartei ausbaden. Und jetzt dies. Gerade noch kündigt er seine Kandidatur an, da schlägt Altgenosse Franz Pyplatz Zwilling als Gegenkandidaten vor. Raunen unter den 37 Mitgliedern. Zwilling ergreift das Wort. Er bekräftigt seine Einschätzung vom Spätherbst 2007: Er hält das Konstrukt, mit einer Person als Chef von Partei und Fraktion, für gescheitert. "Nicht die Person ist gescheitert", merkt er an. Die Partei müsse breiter aufgestellt werden. Im Januar habe er Manfred Hoffmann darüber informiert, dass er die "Karre SPD" mitziehen möchte, dass er mehr Verantwortung übernehmen wolle. Hoffmann habe sich Bedenkzeit erbeten. Zwilling: "Dann habe ich gewartet und lange nichts mehr gehört." Im März habe er dann nachgefragt. Vergangene Woche habe er schließlich dem Vorstand mitgeteilt, nicht zu kandidieren. Und nun, berichtet er, hätten Genossen ihn ermuntert, doch anzutreten. Eine Atempause - und dann wirft er den Hut in den Ring: "Ich kandidiere." Hoffmann widerspricht Zwillings Darstellungen nicht.
Nüchtern-sachlich dankt Zwilling, der schon in den 80er Jahren die Partei führte, Manfred Hoffmann. Er kündigt an, ganz eng mit der Fraktion zusammen- arbeiten zu wollen. Und: Er schlägt der Versammlung vor, Manfred Hoffmann zum Stellvertreter zu wählen. Doch der schlägt das Angebot aus.
Auch der bisherige Stellvertreter Wolfgang Preuss will nicht wieder kandidieren. Drei der vier designierten Beisitzer wollen einem Neuanfang nicht im Wege stehen, stellen sich nicht mehr zur Wahl. Genosse Günter Gatermann begrüßt, dass die Vorsitzenden-Posten künftig getrennt sein werden "Das ist richtig so." Kassierer Karl-Heinz Herring erkennt "eine total peinliche Situation für uns". Schließlich folgen die Sozialdemokraten einem Vorschlag Klaudia Herring. "Die Situation war unvorhersehbar. Wir sollen jetzt nicht auf Teufel komm raus weitermachen", sagt sie und regt eine Sitzungsunterbrechung an.