Wülfrath: Die Koalition der Beleidigten
Politiker werfen Lorenz-Allendorff einen Alleingang vor.
Wülfrath. Das Stück hat das Zeug zur Provinzposse. Die Hauptrolle teilen sich vier Ratsfraktionen und Bürgermeisterin Barbara Lorenz-Allendorf. Es geht um einen, nein, um den "Empfang der Stadt Wülfrath", um das Tete à Tete, mit dem Städte üblicherweise das neue Jahr einläuten. Wülfrath nicht. Deshalb hat Lorenz-Allendorf für den 24. April, 19 Uhr, zum Empfang in die Stadthalle eingeladen.
Das wäre nicht weiter erwähnenswert. Aber die Bürgermeisterin machte einen Fehler. Natürlich hat eine selbstbewusste Stadt wie Wülfrath Honoratioren, Funktionsträger und Ehrenamtler einmal im Jahr zum Plausch zu laden. Das gehört sich so. Aber wer ist die Stadt? Die Bürgermeisterin? Der Stadtrat? Oder beide?
An derlei existenziellen Fragen scheiden sich im Wülfrath des Jahres 2008 die Geister. CDU, SPD, FDP und Grüne im Rat werfen Lorenz-Allendorff einen Alleingang vor. Sie hat sich erlaubt, ohne den Stadtrat einzuladen, ja, und hat den Rat noch nicht einmal informiert. Das gehört sich nicht.
Nun sind die Ratsdamen und -herren "empört", werfen Lorenz-Allendorff vor, nicht eingebunden worden zu sein, wo doch Rat und Bürgermeister die Bürgerschaft der Stadt Wülfrath gemeinsam zu vertreten hätten. Außerdem seien die Kosten angesichts der finanziellen Situation gar nicht darstellbar und dürften auch nicht "durch Spenden der städtischen Töchter Stadtwerke und GWG aufgebracht werden". Nein, an so einem Empfang wollen sie nicht teilnehmen.
"Asche auf mein Haupt", sagt Barbara Lorenz-Allendorff. Sie räumt den Fehler ein, hat sich nach eigenem Bekunden bei den Fraktionschefs auch schon entschuldigt und für Montag zum Gespräch gebeten. Dort sei das Angebot vorgestern gegen 17 Uhr auch auf fruchtbaren Boden gestoßen, sagt sie.
Bis 23 Uhr am Dienstag muss die Koalition der Beleidigten es sich dann anders überlegt haben. Denn um 23.02 Uhr erreichte die WZ eine E-Mail, in der CDU, SPD, FDP und Grüne ihrem Unmut Luft machten. Lorenz-Allendorff findet das "perfide". Andere mögen es verletzte Eitelkeit nennen. Vielleicht ist es auch schon Wahlkampf. Ganz sicher ist es eine Posse, die in die Provinz gehört, aber nicht nach Wülfrath.
Den Stadtrat vertritt ganz unbeleidigt übrigens "Die Demokratische Linke" auf dem laut Bürgermeisterin dank vieler Sponsoren äußerst preisgünstigen Empfang. Bisher haben 140 Gäste zugesagt.