Ratingen: Barbie im Super-Rhein-Land

Im Stadtmuseum Ratingen gibt es keine Berührungsängste zwischen Puppenwelt und großer Kunst.

Ratingen. Peter Brüning verdankt das Museum der Stadt Ratingen nicht alleine seine Adresse. In einer Sonderschau widmete sich das Haus dem Künstler, der am 21.November vergangenen Jahres 80 Jahre alt geworden wäre und dessen 40. Todestag sich im Dezember jährt.

"Super-Rhein-Land", drei übermalte Leinwandfotos auf Sperrholz aufgezogen und 1969 als Triptychon gestaltet, sind ebenso wie das Diptychon "Superland mit Ruhrtalbrücke" mit Zeichen aus der Kartographie gestaltete Werke, die eine sehr veränderte Umwelt darstellen.

Mittlerweile sind die Werke Teil der Gegenwartskunst im Stadtmuseum Ratingen und damit im Rahmen von Wechselausstellungen zu besichtigen - wie "Schlaglichter - von Beuys bis Twombly" ab 5. September.

Natürlich schlägt das Herz von Puppenmüttern heftiger, wenn sie der ständigen Exponate des integrierten Puppenmuseums ansichtig werden, die in der oberen Etage säuberlich arrangiert sind. Derlei Exemplare nebst Puppengeschirr aus Pappmaché, Porzellan und Kunststoffen vermitteln einen kunstfertigen Eindruck. Außerdem machen die deutlich, dass dieses Spielzeug auch Zeitkolorit widerspiegelt.

Denn in uralten Puppenstuben aus Holz wird Alltag vergangener Epochen dargestellt. Mal wird eine Küchenszene gezeigt, mal guckt der Betrachter ins Hochzeitsgemach - Frisiertisch und Nachttopf inklusive. Und natürlich gibt es auch eine Kollektion an Barbies. Ebenso interessant ist die Ausstellung über die Ratinger Stadtgeschichte.

Aber wirklich sehenswert sind die phantastischen Welten, die beispielsweise von Surrealisten und Neosymbolisten geschaffen wurden und zu bestaunen sind. Der jüngste der in dieser Ausstellung vertretende Maler, Frank Jacob Esser, zeigt eine verzauberte Bildwelt.

Exzentrische Gestalten und Fabelwesen führen in eine eigene Wunderwelt voller Schönheit, Farbenpracht und Ironie. Das "Fliegende Schwein" ist so ein Bild, bei dem Kinderträume und Phantasien imaginativ erfasst und kombiniert werden. Sinnfällige Deutungen bleiben dem Betrachter überlassen.

Edi Brancolini stellt gemalte Szenen wie "Homo Faber" in klares Licht, Schatten fehlen oder sind bewusst eindeutig im Gegensatz zur Realität gesetzt. Die Kombination aus beidem ergibt einen verstörenden Beigeschmack des ansonsten perfekten Idylls. "Zum Glück liegt irgendwo zwischen Zufall und Geheimnis die Phantasie - sie allein bewahrt uns unsere Freiheit", wusste schon Luis Bunuel als Schlüssel zu verborgenen Welten.

Unter dem Motto "Kunstpausen" bietet das Haus alle 14 Tage donnerstags informative Kurzführungen, außerdem führen Kinder Kinder durch die Wechselausstellungen (samstags), und sonntags wird ein offenes Familienprogramm angeboten.

In Zusammenarbeit mit der Museumspädagogin Jeannette Petersen gibt es im Herbst Ferienkurse wie "Methoden und Strategien zur Bildgestaltung". Bis dahin gibt es mit den Brüning-Bildern und den "Phantastischen Welten" plus den Dauerausstellungen einiges zu entdecken.