Ratingen: Die Stadt sagt ihre Meinung zum Rathaus-Neubau
Vor dem Bürgerentscheid wurden gesammelte Argumente für einen Neubau präsentiert.
<strong>Ratingen. Läge die Entscheidung über einen möglichen Rathaus-Neubau bei den fünf Männern, die am Montagabend auf der Bühne der Stadthalle agierten, dann würden in der Minoritenstraße schon bald die Abrissbagger anrollen. Doch da die Entscheidung am 17. Juni bei den Bürgern liegt, war die Veranstaltung der Stadtverwaltung als Informationsabend betitelt. Fragen stellen erlaubt, diskutieren nicht. Die zuletzt hitzig geführte, öffentliche Debatte erlebte eine brave, disziplinierte Fortsetzung.
Wohl auch, weil die Verwaltung nichts dem Zufall überlassen hatte, sondern eine sorgsam inszenierte Info-Show darbot: Baudezernent Ulf-Roman Netzel und der Planer Dieter Schmoll erklärten die möglichen Szenarien, flankiert von Bürgermeister Harald Birkenkamp und Architekt Dietmar Filter, moderiert von Journalist Ludolf Schulte.
Die Positionen waren weitgehend bekannt. "Ein Neubau an gleicher Stelle wäre eine städtebauliche Katastrophe", warb Netzel für die neuen Standorte. Sein Favorit: Ein Neubau neben der Stadthalle. Eine Vorstellung, die im Publikum auch Widerstand weckte. "Die Grünflächen dort sind so einladend - warum sollten die geopfert werden?", fragte einer. Sorge vor endlosen Dauerbaustellen äußerte ein anderer.
Betont neutral gab sich Dieter Schmoll vom Planungsbüro RKW, der die Pläne und Kosten erläuterte. Mit ein bisschen Mörtel und Farbe sei das alte Rathaus nicht zukunftsfest zu machen. Vielmehr seien 22,4 Millionen Euro nötig, um den schadstoffbelasteten Bau von der maroden Tiefgarage bis unters Dach zu sanieren, den "desolaten Energieverbrauch" zu dämmen und etwas mehr Licht ins Haus zu bringen.
Angesichts von knapp 27 Millionen Euro veranschlagten Neubaukosten verließ Schmoll dann doch das neutrale Terrain: Derart teure Sanierungen seien bei schutzwürdiger Bausubstanz durchaus üblich, kommentierte er, "doch das sehe ich in diesem Fall als nicht als gegeben an."
Der Architekt Dietmar Filter aus Willich sollte - quasi als Überraschungsgast - seinen unverstellten Blick auf die Lage in Ratingen werfen - und kam zu einem Urteil, das den Veranstaltern gut gefiel. Der Norden des Stadtkerns sei unterentwickelt, nicht zuletzt wegen des überdimensionierten Rathaus-Areals. Abriss und Neubau an anderer Stelle böten da vor allem Entwicklungschancen. Filter: "Sie sollten Ihren städtebaulichen Schatz heben, den Sie haben - und gut damit umgehen."
Kritische Töne an den Neubau-Plänen kamen nur aus dem Publikum, dafür umso zahlreicher. Dass nichts eskalierte, stellte Moderator Ludolf Schulte sicher, der rigoros nur Fragen zuließ.
Keine Frage brachte das Podium ins Schwitzen, keine Antwort schien das Publikum so recht zu befriedigen. Am Ende blieben viele Gesichter ratlos. "Der Bürgermeister hat Werbung für seine Vorstellungen gemacht", befand eine Zuhörerin - und blieb misstrauisch: "Ich habe den Eindruck, dass da nie ernsthaft an eine Sanierung gedacht wurde."