Ratingen: Jugendzentrum im Bahnhof

Ein Kulturzentrum an der Sandstraße hat aus wirtschaftlicher Sicht keine Chance. Eine Alternative wäre im Ostbahnhof.

Ratingen. Der Lokschuppen ist tot, es lebe der Ostbahnhof? Nein, so einfach geht es nicht. Aber immerhin scheint wieder etwas Bewegung in Sachen Jugendkulturzentrum zu kommen. Bereits im November hatte Manfred Evers (Ratinger Linke) bei der Verwaltung angeregt, den Ostbahnhof auf seine Eignung als Jugendtreff hin zu überprüfen. Jetzt stößt die CDU-Fraktion ins gleiche Horn: Die Verwaltung soll eine Vorlage erstellen, "inwieweit eine Nutzung des Gebäudes als Jugendkulturzentrum machbar wäre, und wie sich eine solche Einrichtung in ein neues Gesamtkonzept für die städtische Jugendarbeit einfügen könnte."

Klarer Vorteil des Ostbahnhofs: Das Gebäude gehört bereits der Stadt, während ein Kauf des Grundstücks für den ursprünglich geplanten Lokschuppen an der Sandstraße in weite Ferne gerückt ist. Die Bahn will nämlich nicht nur das Fleckchen für das Jugendkulturzentrum, sondern das gesamte angrenzende Areal loswerden. Und dafür stehen Beträge von rund vier Millionen Euro im Raum. Aber nicht nur wegen dieser Kostenhürde scheint das Projekt Lokschuppen so tot wie noch nie zu sein.

"Es gibt nach wie vor keinen potenziellen Betreiber", erklärt Dezernent Dirk Tratzig auf Anfrage. Und ohne Betreiber oder Mieter würden die Betriebskosten auf rund eine halbe Million Euro jährlich klettern. Wenn das Jugendamt dafür einspringe, würde man zudem den eigenen Einrichtungen Konkurrenz machen.

Die Nutzung des Ostbahnhofs für kulturelle Zwecke steht schon seit längerer Zeit im Raum. So war er unter anderem auch als neuer Standort für das "Tanzhaus NRW" im Gespräch. Ob er wirklich als Alternative zum bisherigen Lokschuppen-Projekt taugt, muss sich erst noch zeigen. Zurzeit lässt die Verwaltung erst einmal die Bausubstanz des aus der Jahrhundertwende stammenden Gebäudes überprüfen und den Sanierungsaufwand errechnen, um den Bau in einen vernünftigen Zustand zu bringen.

"Der Ostbahnhof ist schon ein besonderes Objekt", betont Jugenddezernent Rolf Steuwe. Die Stadt habe es auch deshalb gekauft, "damit es nicht in falsche Hände kommt". Als Einfallstor für Pendler komme dem Bahnhof deshalb eine gewisse repräsentative Funktion zu. Ob sich die mit einem Jugendkulturzentrum auf einen Nenner bringen lässt, muss sich noch zeigen. Ansonsten sei die Lage ideal und - trotz der größeren Entfernung - auch für Jugendliche aus West und den anderen Stadtteilen sehr gut erreichbar: "Alle wichtigen Buslinien enden am Ostbahnhof", so Steuwe. Der große Abstand zur Wohnbebauung spräche zudem für eine Einrichtung, in der es ruhig auch einmal lauter zugehen dürfte.