Ratingen. Für die meisten bedeutet Orgelmusik nicht mehr als gefällige Untermalung des Gottesdienstes. Weit gefehlt, wie Ansgar Wallenhorst, Kirchenmusiker an St. Peter und Paul seit Jahren immer wieder eindrücklich ins Gedächtnis zu rufen weiß. Seit er 1998 die Stelle als Kantor und Künstlerischer Leiter der Ratinger Kirchenmusik übernommen hat, arbeitet er daran, Ratingen als Zentrum der Orgelszene zu etablieren und konnte dafür immer wieder herausragende Solisten aus aller Herren Ländern als Gäste gewinnen. Beim Auftaktkonzert zur neuen Saison, kurz und prägnant "Organistival" benannt, bestritt das Programm jedoch ganz allein.
Musik aus seiner 25-jährigen Laufbahn als Musiker
Exakt an diesem Tag vor 25 Jahren debütierte der damals 15-Jährige als Organist in Dinslaken. Zehn Jahre arbeitet er nun in Ratingen. Grund genug eine musikalische Zwischenbilanz zu ziehen. So bestand das Programm dann auch aus Stücken, die allesamt einen Bezug zu seiner Entwicklung als Musiker, Theologe und Mensch haben. Die "Incantation pour un jour Saint" von Jean Langlais, mit der er den Abend eröffnete, war zugleich das Stück, mit dem er vor 25 Jahren sein Debüt als Solist gegeben hatte, mit dem "Recit" würdigte er seinen früheren Pariser Lehrer Thierry Escaich. Die Ratinger wissen offenbar sehr gut, was sie an ihrem Kantor haben, denn der Einladung in die Kirche waren ungewöhnlich viele Besucher gefolgt, so dass die Kirchenbänke durchweg gut besetzt waren. Wie sehr das Instrument noch immer unterschätzt wird, demonstrierte Wallenhorst an der Ratinger "Seifert-Orgel" mehr als eindringlich: Die unzähligen Möglichkeiten, die Vielseitigkeit des Instruments wurde bis ins Detail ausgelotet, beeindruckend war die Wucht, mit der Widors Symphonie "Romane" durch das Gewölbe schallte. Klassische und moderne Klänge wechselten sich wie selbstverständlich ab und stellten klar, wo die Orgelmusik im Jahr 2008 - auch in Ratingen - steht.