Ratingen: Slalomlauf mit Einkaufszettel
Ständer, Tische und sogenannte Werbereiter machen Bummeln in Ratingen ungemütlich.
Ratingen. Alle paar Meter ein sogenannter Werbereiter, gleich daneben Kleiderständer, Wühltische oder Warenkörbe - wer Ratingens eigentlich schöne Einkaufsmeile besucht, sieht vor lauter Werbung keine Waren mehr. Das ist ärgerlich.
Noch ärgerlicher ist es für Menschen die auf Rollatoren oder Rollstühle angewiesen sind. Für sie ist auf dem Gehweg ebenso wenig Platz wie für Eltern mit Kinderwagen.
Erkannt ist dieses Problem in Ratingen längst. Gebannt ist es aber noch nicht. "Wir arbeiten daran", sagt Bürgermeister Harald Birkenkamp. Aber zu einem Schnellschuss will er sich nach eigenem Bekunden nicht hinreißen lassen, obwohl er weiß, wie sehr diese Frage vielen auf den Nägeln brennt. Dennoch ist Vorsicht geboten, vor allem im Jahr der Kommunalwahl. Der Einzehandel ist stark und mächtig. Auch und besonders in Ratingen.
Vor etwa zwei Jahren hat der Seniorenrat bereits auf diesen Missstand hingewiesen. Am 27. August 2007 beauftragte er die Verwaltung damit, die Satzungen zu bearbeiten, die sich mit dem Werbeanlagen, Warenauslagen und Werbeständern befassen. Ziel: Es sollte sichergestellt werden, dass die Wege vor den Geschäften auch wirklich begehbar sind. Geändert hat sich nichts.
Im Juni vergangenen Jahres untersagte die Stadt Einzelhändlern im Zentrum, die sogenannten Werberreiter aufzustellen. Die Folge war scharfer Protest aus der Händlerschaft wie aus der Politik. Die Stadtverwaltung musste zurückrudern und kündigte an, den Ratinger Einzelhandel in die Suche nach einem gangbaren Weg einzubinden. Seither dürfen die Tafeln wieder die Trottoires versperren und das Ordnungsamt kann nichts dagegen tun.
Doch das könnte sich schon bald ändern. Im Rathaus wird nach Angaben von Bürgermeister Harald Birkenkamp intensiv an einer neuen Sondernutzungssatzung gearbeitet. Fertig ist die zwar noch nicht. Aber fest stehe schon eines: "Werbereiter und Warenauslagen werden genehmigungspflichtig", sagt Birkenkamp. Voraussetzung dafür ist freilich, dass der Rat der neuen Satzung zustimmt.
Dass die teils wilde Werberei in irgendeiner Weise eingeschränkt werden muss, ist auch den im City-Kauf zusammengeschlossenen Ratinger Einzelhändlern klar. Was sich ändern wird, wissen sie noch nicht. "Mir ist bekannt, dass die Stadt sich Gedanken machen will", sagt der Goldschmied Willi Badry, der sich im City-Kauf-Vorstand um diese Frage kümmert.
Badrys Vorstandskollege Eckhard Franken weiß auch nicht mehr. Aber er kann sich vorstellen, welche Diskussionen es auslösen wird, wenn die Händler nicht mehr können wie sie wollen. Dabei steht er ein wenig mehr auf der Seite der Passanten. "In der Düsseldorfer Alstadt haben sie gelbe Streifen auf den Boden gemalt, über die kein Werbeständer hinausragen darf", sagt Franken. So etwas wünscht er sich für Ratingen freilich nicht. Aber mehr Rücksichtnahme er hält er schon für notwendig.
"Das gibt so doch kein schönes Bild", sagt Franken. Da müssten die Ordnungshüter ran. "Wenn ich so durch Ratingen laufe - ein bisschen mehr Ordnung und Sauberkeit würde schon nicht schaden", findet der Holzhändler und verweist vor allem auf die Fläche vor Imbissbuden. "Aber wenn ich so etwas sage, dann sind die anderen Händler beleidigt." Natürlich habe er leicht reden, räumt Franken ein. "Mein Geschäft liegt ja nicht in der Fußgängerzone."