Ratingen: Sorgen vor LEG-Ausverkauf
Finanzinvestoren sollen im Sommer die 2500 Ratinger LEG-Wohnungen übernehmen.
Ratingen. Noch laufen die Sprechstunden von Annette von Daak in ihrem Büro am Hauser Ring in ruhigen Bahnen. Doch die Rechtsberaterin des Mietervereins ahnt schon, dass der Andrang bald groß sein wird. In zwei bis drei Monaten soll die LEG mit ihren 93000 Wohnungen verkauft sein, dann gehören auch 2500 Wohnungen in Ratingen West nicht mehr dem Land Nordrhein-Westfalen, sondern einem Privatinvestor.
Drei Bieter sind noch im Rennen, teilte die Landesregierung jetzt mit. Die Deutsche Immobilienzeitung nennt sogar Namen: alle drei sind international agierende Immobilienfonds (siehe Info-Kasten).
Die Landesregierung hat mit diesen Bedenken natürlich gerechnet und eine Sozialcharta aufgesetzt, die zehn Jahre lang gelten soll. Alle drei Bieter hätten sich bereit erklärt, diese Bedingungen zu akzeptieren, heißt es, was allerdings genau festgeschrieben wurde, wird nicht öffentlich gemacht. Unter anderem ist die Rede davon, Mieterhöhungen "zu begrenzen", auf Luxussanierungen zu verzichten, keine vorzeitigen Kündigungen auszusprechen und maximal ein Viertel der Wohnungen weiterzuverkaufen.
"Papier ist geduldig", fällt Eckehard Breuch dazu nur ein. Und auch die betroffenen Mieter wollen nicht so recht an ein soziales Gewissen glauben. Bereits vor zwei Jahren, als die Landesregierung erstmals den Plan fasste, sich von den Wohnungen zu trennen, war der Protest groß. 64000 Unterschriften hatte das Aktionsbündnis "Zukunft der LEG" gesammelt, um die Käufersuche noch über den Landtag zu stoppen - ein paar zu wenig.
Im Übrigen, da ist sich Müller-Witt sicher, kann es für West nichts Besseres geben, als die LEG. "Die war ein verlässlicher Partner, der sich stark im sozialen Bereich engagiert hat." Ein Faktor für Stabilität, den es in Zukunft wohl nicht mehr geben wird. Und dann? "Dann gehen wir in eine ungewisse Zukunft."