Ratingen: Streit um Chor-Förderung

Erneut hat der Knabenchor mehr Geld von der Stadt erhalten als geplant. Er rechnet weiterhin mit hohen Zuschüssen.

Ratingen. Dass der Knabenchor Hösel künstlerisch eine außergewöhnliche Klasse hat, stellt in Ratingen niemand in Frage. Deshalb hat sich die Stadt auch bereit erklärt, dem seit Jahren chronisch klammen Chor finanziell unter die Arme zu greifen.

Dass die Zuschüsse in Zeiten des Sparens aber nicht wie gewohnt sprudeln können, sorgte bei der Etatberatung für einen Eklat: Den im Haushalt vorgesehenen Ansatz von 10.000 Euro wollten CDU und Bürger Union auf 30.000 Euro aufstocken, scheiterten damit aber mit einem Patt bei der Abstimmung.

Danach versuchte die CDU, die zusätzlichen 20.000 Euro dem Chor über Bürgschaften zukommen zu lassen, was zu tumultartigen Szenen im Rat führte. Denn angesichts der Finanzlage des Chors wäre die Bürgschaft einem Zuschuss gleichgekommen.

Man könne nicht einerseits im Sozialbereich kürzen und andererseits dem Chor "Luxusreisen" finanzieren, argumentierten die Zuschussgegner. "Ein letztes Mal" baten dagegen CDU und BU um großzügige Unterstützung des Knabenchors, der im Vorjahr statt beantragter 50.000 immerhin noch 35.000 Euro bekommen hatte. Und mit diesem Betrag hatte der Chor auch in den kommenden Jahren fest gerechnet, wie aus dem nicht-öffentlichen Entschuldungsplan hervorgeht, den die Verwaltung von dem Chor gefordert hatte.

Für Chorleiter Toralf Hildebrandt ist der 10.000-Euro-Zuschuss eine Katastrophe: "Das geht überhaupt nicht. Die Kommune ist für die finanzielle Grundabsicherung zuständig. Und auf die setzen wir", sagte er zur WZ. Hildebrandt sieht den Knabenchor als Aushängeschild Ratingens. "Wir haben ein Alleinstellungsmerkmal im Land und singen in der obersten Liga." Der Chor werde am Volkstrauertag auch beim Festakt in Berlin auftreten - "live in der ARD".

Hildebrandt wehrte sich auch gegen die Vorwürfe, die Stadt würde Luxusreisen des Chores mitfinanzieren. Tatsächlich aber weist der Finanzplan 2010 für die achttägige Konzertreise im Juli nach Paris, Nizza und Monaco Kosten von 57.100 Euro aus - davon allein 38.200Euro für Übernachtung und Verpflegung. Das ergibt einen Tagesschnitt von 150 Euro pro Kopf. Dazu kommen 12.800 Euro Reisekosten und 4.500 Euro für Sightseeing. Und für die Romreise im Mai sind 30.000 Euro veranschlagt.

Hildebrandt: "Wir machen keine Klassenfahrten, sondern Konzertreisen." Die Unterkünfte seien "schlicht und einfach, keine Vier-Sterne-Buden". Das Entscheidende sei jedoch, dass die Konzertreisen nur über "zweckgebundene Stiftungsgelder" finanziert würden, außerdem müsse jeder Chorist einen Anteil beisteuern. Sparen könne er wegen des gekappten Zuschusses nur vor Ort. "Also müssen wir bei den Konzerten in Ratingen kürzen. Ich werde die nationale und internationale Karriere des Chores doch nicht blockieren."

Hildebrandt will in einem halben Jahr einen neuen Zuschussantrag stellen. "Am Ende werden wir das Geld bekommen - auch in den nächsten Jahren." Zurzeit hat der Knabenchor (Jahresetat: 197.000 Euro) noch aus Zeiten als Jugendkantorei 49.000 Euro Verbindlichkeiten. Nach dem aktuellen Entschuldungsplan wäre der Chor 2014 schuldenfrei.