Wülfrath: Kirche schließt Klage nicht aus

für Wuppertaler Kinder in den Düsseler Kindergärten geben.

Wülfrath. Es ist ein Dauerbrenner - in Politik, Verwaltung und Kirche: die Finanzierung von Kindertagesstättenplätzen in Düssel. Auf der vergangenen Sitzung des Jugendhilfeausschusses erklärte Jugendamtsleiter Hans-Werner van Hueth: "Den Luxus, Wuppertaler Kinder zu finanzieren, kann sich Wülfrath einfach nicht mehr leisten."

Wülfrath soll im Rahmen der Haushaltssicherung im Bereich Kindergärten einen sechsstelligen Betrag einsparen. Was der Rat der Stadt als Beschluss gefasst hat, setzt die Verwaltung nun offiziell um - im Fall der "Düssel-Kinder" schon in diesem Sommer: Kinder, die in Wuppertal wohnen, sollen nicht mehr in den Kindergärten der kirchlichen Träger aufgenommen werden.

Daraus ergibt sich: Eine der bisher drei Kindergartengruppen würde künftig wegfallen. "Sozialverträglich", so Jugendhilfeplaner Udo Neumann, soll die Schließung ablaufen. "Keiner soll plötzlich auf der Straße stehen."

Für welche Gruppe es in den beiden konfessionellen Kindergärten das Aus bedeutet, ist noch nicht bekannt. Gegenüber der WZ macht van Hueth aber klar, dass die Stadt noch vor den Sommerferien einen Vorschlag unterbreiten werde, welche Gruppe von der Stadt ab 2013 keine Zuschüsse mehr erhalten soll. " Finde man allerdings eine andere Kostenregelung, dürfte es mehr als zwei Gruppen in Düssel geben.

Jugendhilfeplaner Udo Neumann begründet das mit der Tatsache, dass für den künftigen Bedarf an Kindergartenplätzen allein von Kindern aus Wülfrath- Düssel zwei Gruppen à 25 Kinder reichen. Wohingegen Kinder, die auf dem Stadtgebiet Wuppertals wohnen, deren Familie aber zur Kirchengemeinde in Düssel (St. Maximin oder die evangelische Kirchengemeinde) gehören, nicht mehr berücksichtigt werden.

Wenn sich die kirchlichen Träger dem widersetzen, verdeutlicht Jugendamstleiter van Hueth die Konsequenzen: Die Stadt würde dem Kindergarten die kommunalen Zuschüsse streichen - in der Folge könnte die Einrichtung auch nicht mehr mit finanziellen Mitteln vom Land rechnen.

Bis Ostern hatte die Stadt den Trägern der Einrichtung Zeit gegeben, eine "einvernehmliche Lösung" untereinander zu finden. Die Kirchengemeinden hätten bisher lediglich signalisiert, "dass alles beim Alten bleiben soll. Das reicht aber nicht", so van Hueth zur WZ.

Die evangelische wie katholische Kirche vertreten schon lange einen gemeinsamen Standpunkt - haben sogar eine andere "Rechtsauffassung" als die Stadt, so formuliert es Diakon Michael Anhut. Seiner Meinung nach fehle es an einer sozial-räumlichen Einschätzung in der Kindergartenfrage.

Außerdem kratze die Stadt die Trägerautonomie der Kirchen an. "Wir werden unser eigenes Ding fahren", sagt Anhut. Woraufhin der Jugendamtsleiter auf die Möglichkeit des Rechtsweges hinweist.

Würden die Kirchen im Zweifelsfall vor Gericht ziehen? "Das schauen wir dann mal", sagt Anhut auf WZ-Nachfrage. Es gilt das Prinzip, die Aufnahme von Kindern anderer Städte ist die Ausnahme, nicht die Regel. Dafür gibt es im städtischen Bedarfsplan ein spezielles Anmeldeformular.

Das Formular sollen die Verantwortlichen der kirchlichen Träger künftig ausfüllen und dem Jugendamt schicken. "Dabei habe ich Bauchschmerzen", sagt Anhut. Zum Beispiel ist da die Frage nach dem Grund, warum Eltern ihr Kind im Kindergarten in der Nachbarstadt anmelden. Erziehungshilfe, Berufstätigkeit oder Notsituation, wie etwa Krankheit, ist als fakultative Antwort vorgegeben.

Anhut erklärt: "Die Eltern vertrauen sich mir im Gespräch an. Das gebe ich auf dem Formular nicht im Detail preis - das ist dann eben ein Notfall", erläutert der Seelsorger. Sind dann alle Wuppertaler Kinder künftig ein "Notfall", um den Kindergarten in ihrerum den Kindergarten in ihrer Wahl besuchen zu dürfen?