Ratingen/Trimborn-Preis: Von Gemauschel redet keiner
Die Besetzung der Jury sorgt wiederholt für Irritationen. Kulturdezernent Tratzig will einige Änderungen in der Satzung.
Ratingen. Von Gemauschel will niemand reden, aber ein "Geschmäckle" bleibt dennoch: Die Zusammensetzung der Jury, die am Samstag die Endausscheidungen der Ferdinand-Trimborn-Förderpreise für den Kreis Mettmann und das Land NRW zu bewerten hatte, löste in der Jury selbst, aber auch bei unabhängigen Beobachtern gewisse Irritationen aus. Grund: Eine der beiden ausgewiesenen Fachleute war Barbara Szczepanska, Klavier-Professorin an der Robert-Schumann-Musikhochschule Düsseldorf. Und zwei der insgesamt vier Solisten, die um die insgesamt 6000 Euro Preisgelder zum Wettstreit angetreten waren, sind Jungstudenten - bei Professor Szczepanska. Von dieser Konstellation wusste lediglich der andere Fachprofessor, Till Engel von der Folkwang Musikhochschule, die übrigen fünf Jurymitglieder erfuhren davon erst kurz vor der Endausscheidung. Szczepanska und Engel sind seit Jahren als Fachleute in der Jury beim Trimborn-Wettbewerb für Klavier im Einsatz. Bereits vor zwei Jahren hatte es den gleichen Konflikt gegeben, als beim NRW-Förderpreis unter sechs Solisten auch ein Szczepanska-Schüler in den Wettbewerb gegangen war - und ihn gewonnen hatte. Damals hatte das Kulturamt im Vorfeld der Wettbewerbes noch reagiert. "Als ich damals die Bewerbungsunterlagen gesehen hatte, habe ich Herrn Engel darauf hingewiesen, dass ein Schüler seiner Kollegin unter den Kandidaten ist", erklärte Bernd Kulage, stellvertretender Kulturamtsleiter und mit der Organisation des Trimborn-NRW-Förderpreises betraut. Engel hätte damals "kein Problem" damit gehabt, erinnert sich Kulage. Im vergangenen Jahr, als der Wettbewerb für Violine ausgeschrieben war, sei aber darauf geachtet worden, dass kein Lehrer in der Jury seinen eigenen Schüler beurteilen konnte. In diesem Jahr hat Kulage allerdings nicht darüber informiert, dass sogar gleich zwei Schüler von Professor Szczepanska am Wettbewerb teilnehmen. Das wusste außer den beiden Fachprofessoren, die nach dem Meldeschluss Mitte Mai die sechs Bewerber anhand eingereichter Tonaufnahmen sichteten und vier davon für die Endausscheidung auswählten, niemand in der Jury.
Die beiden Szczepanska-Schüler schnitten am Samstag mit größtem Erfolg ab: Sie belegten den ersten und zweiten Platz. Nach Informationen der WZ hat Barbara Szczepanska für ihre beiden eigenen Schüler aber keine Jurywertung abgegeben.