Ratingen: Viele Wehrleute sind äußerst unzufrieden
Keine Motivation, schlechtes Betriebsklima, und „die da oben“ interessiert es nicht. Unter den rund 90 Hauptamtlichen scheint es zu gären. Das belegen die Ergebnisse einer verwaltungsinternen Befragung.
Ratingen. Eigentlich müssten sie rundum zufrieden sein, die hauptberuflichen Kräfte der Ratinger Feuerwehr: Sie haben eine topmoderne Wache auf dem neusten technischen Stand und bekommen laufend die Anschaffung von Fahrzeugen, Ausrüstung und Gerätschaften bewilligt.
Dennoch scheint es unter den rund 90 Hauptamtlichen zu gären. Das belegen die Ergebnisse einer verwaltungsinternen Befragung, die das Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) durchgeführt hat. Die Ergebnisse der Untersuchung - auch aus anderen Abteilungen - haben jetzt auf der Personalversammlung der Stadtverwaltung für heftige Angriffe gegen Bürgermeister Harald Birkenkamp gesorgt.
Wie aus Teilnehmerkreisen berichtet wird, soll Birkenkamp die Versammlung wutentbrannt verlassen haben.
Insgesamt haben 61 Prozent der Verwaltungsmitarbeiter an der Befragung teilgenommen. Auffallend ist, dass in manchen Bereichen die Feuerwehr negative Spitzenwerte belegte:
Demnach hat sich die Motivation bei mehr als der Hälfte der Wehrleute zum Schlechten entwickelt, das Betriebklima wird als mangelhaft bezeichnet (das hat jeder Dritte angekreuzt), das Interesse der Verwaltungsführung für die Mitarbeiter benoten drei Viertel der Befragten mit "mangelhaft" - ein Spitzenwert innerhalb der gesamten Verwaltung - und 52 Prozent der Wehrleute sind mit dem Bild der Verwaltung in der Öffentlichkeit unzufrieden.
"Gerade der Punkt Motivation hat mich sprachlos gemacht", erklärte Feuerwehrchef René Schubert. Bei 60 bis 70 Arbeitsstunden pro Woche falle es schwer, sich angesprochen zu fühlen. Schuberts Erklärungsversuch: die Belastung durch den Umzug in die neue Wache - "das zieht sich bis heute hin". Außerdem müssten rund 90 Hauptamtliche die Gesamtwache mit 500 Kräften betriebsfähig halten.
Viele sehen den Grund woanders: Zahlreiche Wehrleute schieben einen Berg von bis zu 700 Überstunden vor sich her. Die haben sich durch eine Änderung der Arbeitszeitrichtlinie ergeben: Das Land sieht 54 Wochenstunden Arbeits- und Bereitschaftszeit vor, die EU nur 48.
Diese sechs Stunden Differenz pro Woche sollen als Überstunden gutgeschrieben werden und haben sich in der Vergangenheit aufaddiert. "Wir werden seit Monaten hingehalten und wollen auch mal Geld sehen", sagte ein Betroffener, der namentlich nicht genannt werden will.
Schubert: "Wir warten auf ein entsprechendes Bundesurteil, wie mit den Überstunden zu verfahren ist - Freizeit oder finanzieller Ausgleich." Wobei Schubert auch weiß, dass ein Freizeitausgleich angesichts der Personaldecke Schwierigkeiten bringen würde. Auf mehr Personal wagt er nicht zu hoffen:
"Da ist der Deckel drauf." Gleichzeitig weiß er, dass seine Leute in manchen Bereichen schon an ihren Grenzen angelangt sind - etwa im Rettungsdienst mit knapp 15.000 Einsätzen im Jahr.