Wülfrath: Eine Persönlichkeit auf Papier in zehn Minuten
Engagement: Für einen guten Zweck hat Willi Münch Schnellportäts im Schaufenster der Wülfrather Gruppe gezeichnet.
Wülfrath. Gesichter faszinieren ihn. Ihre Vielfalt und Ausdrucksmöglichkeiten inspirieren. Am liebsten würde er sie alle festhalten - insbesondere Wülfrather Gesichter, die, die seine Heimatstadt ausmachen, die, aus denen sie sich zusammensetzt.
"Man muss das Spezifische erkennen - das ist das Reizvollste", sagt Willi Münch. Der Wülfrather Heimatkundler, frühere Museumsleiter und Cartoonist hatte es sich am Samstagvormittag mit seiner Staffelei, Kohle und einem roten Pastellstift bei der Wülfrather Gruppe gemütlich gemacht.
Im Akkord fliegen und wischen seine Finger über das Papier, hielten Gesichtszüge, Mimiken und ganze Persönlichkeiten in nur knapp zehn Minuten fest. Der Erlös von zehn Euro pro Bild soll einem sozialen Zweck zu Gute kommen.
Nach dem Verkauf von seltenen Modellautos und der Organisation der Irischen Nacht ist das Schnellporträtzeichnen die dritte Aktion der Wülfrather Gruppe für die gute Sache. "Mit den ersten beiden Projekten haben wir den Verein Wülfrather Kinder in Not unterstützt. Nun denken wir daran, das Geld eventuell Schulen zukommen zu lassen", verrät Vorsitzender Michael Münch, der Sohn von Willi Münch.
Neugierig bleiben Passanten an der Schaufensterscheibe stehen, beobachten den Maler, vergleichen Porträt und Modell, nicken anerkennend. Im Nu hat sich eine kleine Gruppe angesammelt, und mancher unterbricht seinen Einkaufsbummel, um vor dem Wülfrather Künstler Platz zu nehmen.
Renate Jansen versucht sich trotz Publikums zu entspannen: "Ich bin gespannt, wie ich aussehen werde." Ein Blick auf das gezeichnete Werk, und sie ist begeistert. Auch Axel Paul ist von seinem Porträt angetan: "Faszinierend, wie schnell Willi Münch Menschen auf Papier bringt."
"Schon als kleiner Junge habe ich mit der Malerei angefangen", verrät der 79-Jährige. "Unsere Stadt hat viele schöne Ecken. Aber ich bleibe immer wieder am Kirchplatz hängen." Er hat bereits das nächste Projekt im Kopf: "Mir liegt ein historisches Manuskript vor. Gedacht habe ich an eine Umsetzung mit Halbcartoons und historischen Kurzberichten über Wülfrath", verrät er.
Seine Spezialität sind Cartoonzeichnungen zu politischen und historischen Themen. "Ein Cartoon ist die verkrüppelte Tante der klassischen Malerei", sagt Willi Münch schmunzelnd. "Damit kann man aber auch schnell jemandem auf die Füße treten: Als ich Gregor Gysi mit langer Nase bei uns in der Fußgängerzone malte, sorgte das für Furore", erinnert er sich. An diesem Tag verzichtet er jedoch auf lange Nasen und fliehende Kinne. Trotzdem sorgt er für Aufregung in der Innenstadt: ein lebendiges Schaufenster und ein echter Münch für den guten Zweck - eine tolle Idee.
