Neviges: Bei Hochzeitspaaren beliebt

Wann genau die Windrather Kapelle am Rande von Neviges gebaut wurde, steht nicht fest. Sie gehört aber zu den ältesten Kirchenbauten in Velbert.

Neviges. Für eine romantische Hochzeit gibt es kaum eine passendere Kirche: Weit außerhalb von Neviges, umgeben von Wiesen und Feldern, liegt die Windrather Kapelle. "Bis zu zwanzig Brautpaare schließen hier bevorzugt im Sommerhalbjahr den Bund fürs Leben", sagt Küsterin Christa Bürgener. Weniger bekannt ist, dass das Kirchlein regelmäßig zu Gottesdiensten genutzt wird - und zwar von der Evangelischen Kirchengemeinde Langenberg.

Seiter alters her gehört die Kapelle zur Gemeinde des Nachbarortes. Wann genau die "Höffer Kirch", die dem Besitzer des Hofverbandes Windrath wohl als Eigenkirche diente, errichtet wurde, ist jedoch nicht dokumentiert. Sie soll auf das missionarische Wirken des angelsächsischen Heiligen Suitbert zurückgehen und im achten oder neunten Jahrhundert an Stelle einer heidnischen Kultstätte erbaut worden sein.

Als Indiz für das hohe Alter gilt, dass die Kapelle wie viele Kirchen jener Zeit wohl St. Margaretha gewidmet war, was wiederum nur durch das Datum des Kirchweihfestes am Margaretentag vermutet wird.

Eine erste urkundliche Erwähnung findet sich am 8. November1508: Demnach wurden die Inhaber der Liebfrauen-Vikarie in Langenberg verpflichtet, "den Pastor bei Messe und Vesper am Kirchweihtag in der Windrather Kapelle zu unterstützen". Mit der Reformation im Langenberger Kirchspiel wird auch das Kirchlein evangelisch und 1682 laut Langenberger Kirchenarchiv mit einer Renovierung erwähnt.

Für einen Blick ins Innere der Kapelle, die mit 130 Sitzplätzen längst nicht so klein ist, wie es von außen scheint, öffnet Christa Bürgener die Tür. Als Küsterin hat sie es nicht weit: Sie ist auf dem Hof neben der Kirche aufgewachsen, bewirtschaftet ihn heute mit Ehemann Klaus. Ob der Hof so alt ist wie die Kapelle? Zumindest ist er seit über 200 Jahren im Besitz ihrer Familie. Viele Dinge haben hier draußen Tradition: "Den Küsterdienst habe ich 1979 von unserem Nachbarn Adolf Hasecke übernommen", berichtet die Windratherin - der wiederum schon 1923 seinem Vater im Amt gefolgt war.

Dem schlichten Innenraum schließt sich der Turm an, der eine wohl aus dem Mittelalter stammende Glocke beherbergt. Der Turm ist, nicht zuletzt aufgrund der exponierten Lage, eine Art Sorgenkind der Gemeinde. 1753 erneuert, stürzte er im Jahre 1812 durch einen Sturm ein und beschädigte auch das Dach der Kapelle schwer. Erst zehn Jahre später konnte die Kirche wiederhergestellt werden.

1905 musste der Turm wegen Baufälligkeit sogar abgebrochen und neu aufgebaut werden, doch bereits 1957 war eine komplette Sanierung erforderlich. Nachdem Wind und Wetter in den folgenden Jahren erneut nach kurzer Zeit Putz und Innenanstrich zerstörten, ließ das Presbyterium das Bruchsteinmauerwerk des Turms 1969 auf Anraten des Landeskonservators verschiefern. Denkmalschützer sehen diesen Schritt, der der Kapelle ein völlig anderes Aussehen gab, inzwischen mit wenig Begeisterung.

Weich fällt heute das herbstliche Licht durch die bunten Fenster im Altarraum. In den kommenden Tagen wird Christa Bürgener die Kapelle adventlich schmücken. Am ersten Advent feiert die Gemeinde dort Gottesdienst als Vorbereitung für das bevorstehende Weihnachtsfest - wie vielleicht schon vor 1200Jahren.